Horst D. Deckert

Eine weitere Kritik am AR 6 des IPCC

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Andy May

Nach mehr als zwei Jahren harter Arbeit haben Marcel Crok, ich und 11 weitere Wissenschaftler endlich unsere Kritik am sechsten Bericht des International Panel on Climate Change (IPCC) (AR6) veröffentlicht. Das gesamte Buch wurde einer umfassenden Begutachtung durch Fachkollegen unterzogen, und eine niedrig aufgelöste pdf-Datei eines fast endgültigen Entwurfs des Buches ist seit Wochen auf clintel.org verfügbar. Alle Kommentare, die zu diesem Entwurf eingegangen sind, wurden sorgfältig geprüft und, sofern sie vom Team genehmigt wurden, in das endgültige Buch aufgenommen. Wir sind ein bisschen hart zu AR6, aber unsere Kritik ist wohlverdient. Nur das eBook ist jetzt erschienen, die gedruckte Ausgabe sollte in ein oder zwei Wochen da sein. Die Kindle-Ausgabe ist text-to-speech-fähig. Erhältlich bei Amazon, Kobo sowie Barnes and Noble.

Kurze inhaltliche Zusammenfassung

Das IPCC hat seinen sechsten Zyklus zur Bewertung des Klimawandels abgeschlossen, der aus insgesamt sieben Berichten besteht und als „AR6“ bezeichnet wird. Ein Team von acht Wissenschaftlern sowie mehrere anonyme Gutachter aus dem Clintel-Netzwerk haben mehrere Aussagen aus den Berichten der Arbeitsgruppe 1 (The Physical Science Basis) und der Arbeitsgruppe 2 (Impacts, Adaptation and Vulnerability) analysiert. Das Team und die Gutachter kommen aus Spanien, Kanada, Italien, Deutschland, Norwegen, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Die Fehler sind im WG2-Bericht am größten, aber auch im WG1-Bericht vorhanden.

So ignorierte das IPCC beispielsweise 52 äußerst relevante Peer-Review-Artikel, aus denen hervorging, dass die „normalisierten Katastrophenschäden“ nicht auf den Klimawandel zurückzuführen sind, hob jedoch einen von 53 Artikeln hervor, in dem ein Anstieg der Schäden behauptet wurde. Diese eine Arbeit ist – wenig überraschend – fehlerhaft, aber offenbar waren ihre Schlussfolgerungen für den IPCC so verlockend, dass er darauf hereinfiel. Die Strategie des IPCC scheint darin zu bestehen, jede gute Nachricht über den Klimawandel zu verbergen.

„Wir befinden uns auf einer Autobahn in die Klimahölle“, sagte UN-Chef Guterres kürzlich. Ein eingehender Blick auf die Sterblichkeitsdaten zeigt jedoch, dass die Zahl der klimabedingten Todesfälle so niedrig ist wie nie zuvor. Der bekannte Wirtschaftswissenschaftler Bjorn Lomborg hat diese hervorragende Nachricht in einer von Experten begutachteten Arbeit aus dem Jahr 2020 veröffentlicht, aber das IPCC hat sich entschieden, sie zu ignorieren, siehe Abbildung 17 hier.

Im Jahr 2010 führten Fehler im vierten WG2-Bericht zu einer Untersuchung des IPCC durch den InterAcademy Council IAC. Diese IAC-Überprüfung empfahl unter anderem, dass „Autorenteams mit unterschiedlichen Standpunkten der erste Schritt sind, um sicherzustellen, dass eine ganze Bandbreite an durchdachten Ansichten berücksichtigt wird.“ Diese wichtige Empfehlung wird vom IPCC immer noch ignoriert. Eine der wichtigsten Empfehlungen der IAC Review, welche die AR6-Autoren ignoriert haben, wie in unserem Buch dokumentiert, ist:

„Das IPCC sollte die Review-Editoren ermutigen, ihre Autorität voll auszuüben, um sicherzustellen, dass die Kommentare der Reviewer von den Autoren angemessen berücksichtigt werden, ebenso wie echte Kontroversen im Bericht.“InterAcademy Council Review of the IPCC, Seite xiv

Zahlreiche sehr gut dokumentierte Kommentare von Gutachtern wurden im AR6 vollständig ignoriert; unser Buch dokumentiert viele der ungeheuerlichsten dieser Kommentare. Auch der Bericht der Arbeitsgruppe 1 des AR6 ist nicht frei von Verzerrungen und irreführenden Schlussfolgerungen. Das IPCC versucht, die Klimageschichte umzuschreiben, indem die Existenz des holozänen Klimaoptimums, einer Warmzeit zwischen 10.000 und 6000 Jahren, ausgelöscht wird mittels Einführung einer neuen Hockeyschläger-Grafik, die das Ergebnis willkürlich ausgewählter Temperaturproxies ist. Sie ignorieren Temperaturrekonstruktionen, die eine wesentlich größere Variabilität in der Vergangenheit zeigen.

Das IPCC behauptet, der Anstieg des Meeresspiegels habe sich in den letzten Jahrzehnten beschleunigt. Wir zeigen, dass diese Behauptung fehlerhaft ist, weil das IPCC die dekadische natürliche Variabilität der Meeresspiegelrate ignoriert. Wir zeigen auch, dass das IPCC-Meeresspiegel-Tool – welches zum ersten Mal zur Verfügung gestellt wurde – im Jahr 2020 einen mysteriösen und unwahrscheinlichen Sprung nach oben zeigt.

Der kanadische Wirtschaftswissenschaftler Ross McKitrick wies darauf hin, dass alle vom IPCC verwendeten Modelle eine zu starke Erwärmung der Troposphäre zeigen, sowohl global als auch in den Tropen (wo die Modelle einen „Hot Spot“ vorhersagen). Die beobachtete Erwärmung deutet auf eine moderate Klimaempfindlichkeit zwischen 1 und 2,5 Grad Celsius hin, während das IPCC eine Klimaempfindlichkeit von 3 Grad behauptet.

Darüber hinaus ist das IPCC seinem Szenario mit den höchsten Treibhausgas-Emissionen, dem so genannten RCP8.5- oder jetzt SSP5-8.5-Szenario, „verfallen“. In den letzten Jahren haben mehrere Arbeiten gezeigt, dass dieses Szenario einfach nicht plausibel ist und nicht für politische Zwecke verwendet werden sollte. Das IPCC räumt in seinem WG1-Bericht ein, dass dieses Szenario eine „geringe Wahrscheinlichkeit“ hat, aber diese sehr wichtige Bemerkung wurde in der Summary for Policy Makers nicht hervorgehoben, so dass die Medien und die politischen Entscheidungsträger davon nichts wissen. Dieses unplausible Szenario wird in dem Bericht häufig verwendet.

Unsere Schlussfolgerungen sind ziemlich scharf. Wir haben in fast jedem von uns überprüften Kapitel Verzerrungen und Fehler festgestellt. In einigen Fällen kann man natürlich endlos über unsere Kritik streiten und darüber, wie relevant sie für das allgemeine „Klima-Narrativ“ des IPCC ist. In einigen Fällen jedoch dokumentieren wir eine so eklatante Rosinenpickerei des IPCC, dass sich selbst glühende Befürworter des IPCC beschämt fühlen sollten.

Der AR6-Bericht offenbart, dass sie die sehr wichtigen mehrdekadischen Ozean-Oszillationen ignoriert haben, die in den 1990er und 2000er Jahren entdeckt wurden (siehe Vinos, 2022 Kap. 11 sowie Wyatt und Curry, 2014), lange nachdem sich das IPCC ausschließlich auf anthropogene Ursachen konzentriert hatte. Diese Oszillationen haben insgesamt einen großen Einfluss auf unser Klima, haben aber nichts mit „nicht kondensierenden Treibhausgasen“ zu tun. AR6 stellt fest, dass:

„…der langfristige Einfluss von Sonnenaktivität und Vulkanen vernachlässigbar ist“ – AR6, Seite 67

Dennoch erkennen sie keinen anderen natürlichen Einfluss auf den multidekadischen Klimawandel an, obwohl die jüngsten Entdeckungen auf einen erheblichen natürlichen Klimawandel hindeuten – ein echter Fall von Tunnelblick.

Man hatte uns versprochen, dass die IPCC-Berichte objektiv über die von Fachleuten überprüfte wissenschaftliche Literatur berichten würden, doch wir finden zahlreiche Beispiele dafür, dass wichtige Forschungsarbeiten ignoriert wurden. In Ross McKitricks Kapitel über den „Hot Spot“ listet er viele wichtige Arbeiten auf, die im AR6 nicht einmal ansatzweise erwähnt werden. Marcel Crok gibt in seinem Kapitel über Szenarien Beispiele dafür, wie unvernünftige Emissionsszenarien verwendet werden, um die Öffentlichkeit zu verängstigen, und Beispiele für Verzerrungen und das Verschweigen guter Nachrichten in seinen Kapiteln über extremes Wetter und Schneefall. Nicola Scafetta und Fritz Vahrenholt dokumentieren, dass über 100 Arbeiten, die zeigen, dass die Sonnenaktivität mit dem Klimawandel korreliert, vom IPCC ignoriert wurden. Zahlreiche weitere Beispiele werden in anderen Kapiteln dokumentiert. Diese absichtlichen Auslassungen und Verzerrungen der Wahrheit sprechen nicht für das IPCC, eine Reform der Institution ist dringend erforderlich.

Vielleicht ist das der Grund, warum sie nach 47 Berichten und 32 Jahren immer noch nicht die Mehrheit der Menschen auf der Erde oder in den USA davon überzeugen konnten, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel unser wichtigstes und ernstestes gesellschaftliches Problem ist. Andere Probleme werden immer als wichtiger und dringender angesehen. In einer Pew-Research-Umfrage von 2018 rangierte der Klimawandel auf Platz 18 von 19 wichtigen Themen, in einer ähnlichen Umfrage von 2014 rangierte der Klimawandel auf Platz 14 einer Prioritätenliste. Auch in einer Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2022 rangierte der Klimawandel auf Platz 14. Im UN-Bericht My World 2015, einer Umfrage unter 10 Millionen Menschen auf der ganzen Welt, rangierte der Klimawandel an letzter Stelle von 16 wichtigen Themen. Ein Umdenken findet nicht statt.

Stehen wir an einer Weggabelung? Werden die Vereinten Nationen, das IPCC und die Politiker endlich erkennen, dass ihre 50 Jahre alte Hypothese veraltet ist, und die neuen natürlichen Erwärmungskräfte, die in den letzten dreißig Jahren entdeckt wurden, in ihre Arbeit und Prognosen einbeziehen? In der Vergangenheit hat sich das IPCC gegen Versuche gewehrt, seine Arbeit unabhängig zu überprüfen. Wir hoffen, dass unsere Dokumentation der Probleme im AR6 schließlich zu den notwendigen Änderungen in ihrer Organisation und ihren Verfahren führt.

Link: https://andymaypetrophysicist.com/2023/05/28/a-critique-of-ar6/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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