Horst D. Deckert

Endkampf: Alter weißer Mann gegen junge grüne Göre

Wendt, Fester (Fotos:Imago)

Es gibt ein Recht auf Dummheit, auch bei Politikern – und vergangenen Donnerstag machte Emilia Fester davon ausgiebig Gebrauch. Die 23jährige, „jüngste” Bundestagsabgeordnete (dieses Attribut wird rätselhafterweise heutzutage wie eine besondere Eigenschaft oder gar Leistung betont) hatte im Rahmen ihrer Jungfernrede im deutschen Bundestag einen bunten Strauß an Lügen, Halbwahrheiten und unterkomplexen Versiegelungen rund um die von ihr leidenschaftlich verlangte allgemeine Impfpflicht verbreitet – und war anschließend, auch dies völlig zu Recht, öffentlich verrissen worden.

Zu denen, die über Festers Fremdschäm-Auftritt ebenfalls fassungslos waren und mit ihrem Entsetzen nicht hinterm Berg hielten, war auch Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft DPolG. Auf Facebook titulierte er Fester – pointiert, aber völlig treffend und vor allem legitim – als „Ich-Göre”, „Rotzlöffel”, „Ich-Vertreterin“ und „lächerliches Kindchen“ . Dabei blieb Wendt sogar noch geradezu rücksichtsvoll: Er ging etwa gar nicht erst ein auf die Falschbehauptungen, die Fester – in dreister Anmaßung, als Sprecherin ihrer Generation aufzutreten – aufgestellt hatte; so hatte sie in ihrer Rede alle „Opfer” aufgezählt, die sie seit zwei Jahren pandemiebedingt angeblich erbracht habe, und etwa behauptet, sie sei nicht im Ausland gewesen und habe keine Partys gefeiert – was beides nachweislich gelogen war. Ihr Gejammer, sie habe in dieser Zeit auch keine Uni besucht, war hingegen begründet – auch wenn es nichts mit Corona zu tun hatte: Fester ist an überhaupt keiner Hochschule immatrikuliert.

Shitstorm und Gegen-Shitstorm

Nach dem Shitstorm gegen Fester dauerte fühlten sich natürlich die fünfte Kolonne der Grünen, deren journalistische Sympathisantenszene, prompt berufen, einen Gegen-Shitstorm zu starten und Festers Kritiker zur Sau zu machen. Das bekam nun vor allem Reiner Wendt als prominenter außerparlamentarischer Vertreter dieser Gruppe zu spüren:Die „Hamburger Morgenpost” (MoPo) stieß fast wortgleich ins selbe Horn wie die grünen Fester-Apologeten und verstieg sich zu einer an Bösartigkeit und Gehässigkeit nicht zu überbietenden Tirade gegen Wendt. Dieser wird von der MoPo als alter, frustrierter Mann dargestellt, der nicht ertragen könne, „dass eine junge Frau ihren Mund aufmacht und einen klaren Standpunkt vertritt”. Wendts Verhalten sei „Chauvinismus in Reinkultur”. Dass er Fester angeblich abspreche, eine „Volksvertreterin” zu sein, offenbare ein „massives Demokratieproblem”.

Was die MoPo hier absondert, ist natürlich blanker Unsinn. In den fast sechs Monaten, die Fester als Hinterbänklerin ohne einen Redebeitrag im Parlament saß, hat sich niemand – auch Wendt nicht – daran gestört, dass eine junge Frau im Bundestag sitzt. Ihre „chauvinistische“ Kritik erfolgte erst nachdem – und nur weil –  Fester im Plenum kompletten Müll geredet hatte.

Grüne Prätorianergarde

Wendt bezweifelte auch mit keiner Silbe die Rechtmäßigkeit von Festers Wahl – sondern kritisierte lediglich ihren Habitus und ihr provozierendes, aggressives Gehabe am Rednerpult, etwa indem sie sich als Vertreterin ihrer Generation darstellte (trotz Fehlens jeglicher Berufsausbildung oder -erfahrung) oder frei erfundene „Opfer“ beklagte . Dass Fester diese Opfer mit dem Ruf nach zutiefst illiberalen und faschistoiden staatlichen Übertretungen des Rechts auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung verknüpft und faktenfrei behauptet, Ungeimpfte seien schuld an der fehlenden Freiheit (oder verhinderten gar eine „Herdenimmunität„), ist gemeingefährliche Irreführung und pure Hetze. Es wäre deshalb im Gegenteil verwerflich, NICHT die Stimme gegen diese hysterisch vorgebrachte Desinformation zu erheben. Dass jemand wie Fester wohl kaum als Paradebeispiel eines von den sinnlosen Freiheitsbeschränkungen des Staates heimgesuchten Bürgers gelten kann, versteht sich schon ob ihrer Privilegiertheit von selbst.

Den Vogel schoss die MoPo als Vertreterin der medialen Grünen-Prätorianergarde dann mit der Forderung ab, Wendt müsse vom Gewerkschaftsvorsitz zurücktreten, bzw. es sei nun an der Zeit, dass die Polizisten, die er vertrete, ihn „jetzt abservierten”. Ein alter weißer Mann weniger, davon träumt die Sorte Redakteure, die in Emilia Fester eine ernstzunehmende Nachwuchspolitikerin sieht. Und damit wäre dann auch schon alles gesagt.

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