Horst D. Deckert

Ethnische Spannungen im Ramadan: Straßenschlachten in Jerusalem

Der heilige Islamische Monat (Ramadan) ist in Israel immer wieder Anlass für Zusammenstöße zwischen jungen Israelis und Palästinensern. Seit Mittwoch wüten in der Jerusalemer Altstadt Straßenkämpfe zwischen den beiden Gruppen. Juden wurden angegriffen, umgekehrt hallten Rufe wie „Tod den Arabern“ und „Araber hinaus“ durch die Straßen. Die Polizei griff mit Wasserkanonen, Tränengas und Blendgranaten ein. 

Von Kornelia Kirchweger

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Viele Verletzte

Bisher wurden 79 Personen festgenommen weil sie Steine warfen, Feuerwerksraketen abließen und die Polizei angriffen. 105 Palästinenser wurden verletzt, 20 davon kamen ins Krankenhaus. Auch 20 Polizisten wurden verletzt. Ein jüdischer Autofahrer wurde mit Steinen attackiert und auf der Flucht verprügelt. Umgekehrt sieht man auf Videos, in den sozialen Medien, wie junge Juden das Haus von Arabern, außerhalb der Altstadt, angreifen. Solche Übergriffe wurden auf TikTok hochgeladen und entfachten noch mehr Zorn. Ein Video zeigt, wie am Nablus-Tor Palästinenser Steine und Gegenstände auf Polizisten werfen, und nicht weit entfernt Hunderte jüdische Teenager und junger Menschen u.a. „Tod den Arabern“ rufen,  twitterte eine Beobachterin. 

Spaltpilz Religion

Seit Wochen baut sich die Spannung auf, weil Palästinenser im Ramadan, nach den Gebeten, einer Tradition zufolge, gerne auf den Stufen beim Damaskus-Tor, in der Altstadt sitzen. Dieser Platz hat für sie historischen Stellenwert und ist immer wieder Schauplatz gewaltsamer Zusammenstöße zwischen Juden und Palästinensern. Von der Polizei wiederholt weggewiesen, begannen sie, Steine zu werfen. Am Donnerstag rief die jüdische rechtsradikale Gruppe „Lehava“ im Sinne der „nationalen Ehre“ zu Aufmärschen in Jerusalem auf. Lehava-Chef Bentzki Gopstein sagte: „Statt dem Terror einen tödlichen Schlag zu versetzen und die Araber tausendmal zum Nachdenken zu bewegen, bevor sie es wagen, eine Hand gegen einen Juden zu erheben, zeigt die Polizei beispiellose Schwäche, die nur den Terror anheizt und verstärkt“.

Aufruf rechtsradikaler Juden

Rund 300 Mitglieder der Lehava-Gruppe verabredeten sich über WhatsApp mit Waffen in die Altstadt zu kommen und möglichst viele Araber anzugreifen, berichtete Mynet Jerusalem. Lehava ist gegen Mischehen, gegen die Assimilierung von Juden und Nicht-Juden und gegen LGBT-Rechte ab (Lesben/Schwule/Transgender). Sie will öffentliche Aktivitäten von Nicht-Juden in Israel, einschließlich der Ko-Existenz, unterdrücken. Gesetzgeber aus dem gesamten politischen Spektrum wollen Lehava zur terroristische Gruppe erklären. 

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