Horst D. Deckert

Grossbritannien will der Ukraine Munition mit abgereichertem Uran liefern

Grossbritannien hat der Ukraine 14 seiner 227 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 sowie eine Vielzahl anderer schwerer Waffen zugesagt – was, wie Russland warnte, den Konflikt in der Ukraine nur verlängern wird.

Das russische Nachrichtenportal Sputnik berichtet nun, dass die britische Regierung der Ukraine radioaktive Munition mit abgereichertem Uran für die Panzer liefern wird, die sie der Kiewer Regierung versprochen hat.

Die britische Junior-Verteidigungsministerin Annabel Goldie erklärte am Dienstag im Parlament:

«Wir werden der Ukraine nicht nur ein Geschwader Challenger 2 Kampfpanzer zur Verfügung stellen, sondern auch Munition, darunter panzerbrechende Geschosse, die abgereichertes Uran enthält. Solche Geschosse sind sehr effektiv bei der Bekämpfung moderner Panzer und gepanzerter Fahrzeuge.»

Sputnik zufolge hat Verteidigungsminister Ben Wallace ausserdem angekündigt, dass auch drei Batterien der 155-mm-Panzerhaubitzen AS90 der britischen Armee geliefert werden sollen, insgesamt also mindestens 24 Fahrzeuge. Gemäss Berichten hat das Verteidigungsministerium bei der schwedischen BAE Systems-Tochter Bofors motorisierte Radhaubitzen vom Typ Archer bestellt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die gespendeten Fahrzeuge den grössten Teil der funktionsfähigen Artillerie der Armee ausmachen.

Krieg wird bloss verlängert

Russland hat die NATO-Mitglieder gewarnt, dass eine Bewaffnung der Ukraine den Konflikt nur verlängern und zu noch mehr Blutvergiessen führen würde, ohne damit das Ergebnis zu ändern.

Die erwähnten Geschosse aus abgereichertem Uran (depleted uranium, DU) sind laut Sputnik nicht kompatibel mit den 120-mm-Kanonen der deutschen Leopard-2-Panzer, die bereits an die Ukraine geliefert wurden, oder mit den US-amerikanischen M1-Abrams-Panzern, die 2024 geliefert werden sollen, da diese modernere Glattrohrkanonen verwenden. Das Portal weiter:

«Abgereichertes Uran wird in den pfeilartigen Geschossen aufgrund seiner sehr hohen Dichte – pro Kubikzentimeter zwei Drittel schwerer als Blei – verwendet, welche die Durchschlagskraft gegenüber Panzerung erhöht, sowie aufgrund seiner pyrophoren Eigenschaft, sich beim Aufprall zu entzünden.»

Negative Gesundheitsfolgen

Sputnik erinnert daran, dass DU-Munition von den US-Streitkräften und ihren Verbündeten im Golfkrieg 1991 und bei der Invasion des Iraks 2003 in grossem Umfang eingesetzt wurde. Ärzte haben erklärt, dass das radioaktive Material – ein Nebenprodukt verbrauchter Kernbrennstoffe –, das im ganzen Land verstreut zurückgelassen wurde, schreckliche Geburtsfehler und erhöhte Krebsraten verursacht hat.

Eine Studie, die 2021 von den US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) veröffentlicht wurde, kam zu dem Schluss, dass die gesammelten Beweise «mögliche Zusammenhänge zwischen der Exposition gegenüber abgereichertem Uran und negativen gesundheitlichen Folgen für die irakische Bevölkerung nahelegen».

Sputnik weist darauf hin, dass serbische Bürger die NATO wegen des Einsatzes von rund 15 Tonnen DU-Munition in ihrem Krieg gegen die Balkanrepublik im Jahr 1999 zur Unterstützung kosovarischer Separatisten verklagt haben. Die Allianz hat allerdings behauptet, sie sei immun gegen Rechtsstreitigkeiten.

Bereits im Januar hatte Russland die Ukraine vor dem Einsatz von Geschossen mit abgereichertem Uran gewarnt. Ebenso westliche Mächte davor, die Ukraine mit Munition mit abgereichertem Uran und mit Langstreckenwaffen zu beliefern, die Städte tief im russischen Territorium treffen können.

Russland warnt

Die Belieferung der Ukraine mit Munition mit abgereichertem Uran für westliche Militärgüter würde von Moskau als Einsatz «schmutziger Bomben» betrachtet, erklärte Konstantin Gavrilov, Leiter der russischen Delegation bei den Wiener Verhandlungen über militärische Sicherheit und Rüstungskontrolle.

Auf einer Plenarsitzung des OSZE-Forums für Sicherheitskooperation warnte Gavrilov «westliche Sponsoren der Kiewer Kriegsmaschinerie» davor, «nukleare Provokationen und Erpressung» zu fördern. Er erläuterte:

«Wir wissen, dass Leopard-2-Panzer sowie gepanzerte Bradley- und Marder-Kampffahrzeuge mit abgereichertem Uran beschossen werden können, welches das Gelände verseuchen kann, so wie es in Jugoslawien und im Irak geschehen ist. Sollte Kiew mit solcher Munition für den Einsatz in westlichem schwerem Militärgerät beliefert werden, würden wir dies als Einsatz von ‹schmutzigen Atombomben› gegen Russland betrachten, mit allen damit verbundenen Konsequenzen.»

Wie Sputnik mitteilet, warnte Gavrilov auch, dass Russland Vergeltung üben werde, falls der Westen die Ukraine mit Langstreckenwaffen beliefern sollte, um Angriffe auf russische Städte durchzuführen.

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