Horst D. Deckert

Papst Franziskus „rehabilitiert“ pro LGBT-Nonne

Jahrzehnte, nachdem sie vom Vatikan von der pastoralen Arbeit ausgeschlossen wurde, hat Papst Franziskus nun ein per Hand verfasstes Dankesschreiben an die US-amerikanische Nonne Jeannine Gramick geschickt, die Gottesdienste für die LGBT-Gemeinschaft (Lesben, Schwule, Transsexuell) abhielt und dabei einige Lehren der Kirche in Frage stellte. Er dankte ihr für ihre Nähe, ihr Mitgefühl und ihre Zärtlichkeit.

Von Kornelia Kirchweger

Workshops für LGBT-Katholiken

Papst Franziskus räumte ein, Gramick habe während ihrer 50jährigen Amtszeit „Leiden“ erfahren, ging aber nicht näher darauf ein. Gegenüber der Washington Post sagte Schwester Gramick, sie sei überglücklich über den Brief. Sie hoffe auf einen Wendepunkt in der Position der Kirche zur Homosexualität, die aktuell als Sünde gelte. Seit den 70er Jahren leitete Gramick Workshops für LGBT-Katholiken, in denen sie sowohl die Position der katholischen Kirche zur Homosexualität als auch liberale christliche Lehren weitergab. Das erregte die Aufmerksamkeit des Vatikans.

Seit 1999 Arbeitsverbot

1999 verbot ihr die kirchliche Kongregation für die Glaubenslehre den Dienst. Denn sie habe „zweideutige Positionen zur Homosexualität vertreten und Dokumente des kirchlichen Lehramts zu diesem Thema ausdrücklich kritisiert“.  Die Erklärung der Kongregation wurde vom damaligen Kardinal Joseph Ratzinger verfasst, der wenig Toleranz für Homosexualität zeigte. Gramick beendete ihren LGBT-Dienst und schloss sich einem anderen religiösen Orden an. Ratzinger wurde schließlich „Papst Benedikt XVI.“ und galt als überzeugter Konservativer – ganz im Gegensatz zu seinem Nachfolger, Papst Franziskus.

Kirchliche Gratwanderung

Während die Kongregation für die Glaubenslehre kürzlich entschieden hat, dass homosexuelle Menschen gesegnet werden können, wird die Kirche gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht segnen, da sie die Ehe als Mann-Frau-Partnerschaft definiert. Papst Franziskus  hat an dieser Ansicht festgehalten und erklärte 2020, „homosexuelle Menschen haben ein Recht darauf, in einer Familie zu sein“, sie sollten sich aber für eine Lebenspartnerschaft anstelle einer Ehe entscheiden. Zwei Jahre zuvor hatte er homosexuellen Priestern empfohlen: Es sei besser für sie, den Dienst oder das geweihte Leben zu verlassen, als ein Doppelleben zu führen.

Franziskus unterstützt Transgender

Der Papst hat jedoch mehrere bemerkenswerte Erklärungen zur Unterstützung der LGBT-Gemeinschaft abgegeben. Bereits 2013 erklärte er: „Wenn eine Person schwul ist und Gott sucht und guten Willen hat, wer bin ich, um zu urteilen?“ Letzten Sommer lobte er die Arbeit von Reverend James Martin, ein Jesuitenpriester und Aktivist für die Rechte von Homosexuellen, der einst an der Seite von Gramick diente, und sagte, dass das „die Nähe zu Gott widerspiegle“. Im Jahr zuvor sandte er einen Unterstützungsbrief an eine argentinische Nonne, die ein Heim für Transgender-Frauen leitet, ermunterte sie zur Fortsetzung ihrer Arbeit und bedauerte, dass Transgender die „Aussätzigen von heute“ sind.

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