Horst D. Deckert

Terroristen besorgt: Ungeimpfte nehmen ihnen den schlechten Ruf weg!

„Gefährder-Horror“ mit Ungeimpften (Symbolbild:Imago)

Gäbe es einen Interessenverband der Selbstmord- und Bombenattentäter, so sollte er sich inzwischen in heller Aufregung befinden. Die Kontrolle über das Reich des Schreckens ist ihm hoffnungslos entglitten, das Monopol der Angst zerschmettert – und das wegen vollkommen harmlos und normal wirkenden Bürgern, welchen man niemals zugetraut hätte, zu einer solchen Gefahr für die öffentliche Sicherheit werden zu können. Da hat man endlich den Mut gefasst, sich der Religion zu Ehren mit einem Sprengstoffgürtel umhüllt auf den Marktplatz von Oer-Erkenschwick zu stellen, schöpft noch einmal Atem, um den Ruhm des Hochallmächtigen zu preisen, da schallt es plötzlich aus dem Mund einer älteren Dame: „Da vorn steht Hans-Dieter! Der ist noch nicht geimpft, der Schurke!„.

Und schon hat Hans-Dieter unserem Dschihadisten die Show gestohlen, auch ganz ohne Dynamit oder C4. Unverrichteter Dinge trottet er zurück ins Hauptquartier, wo die Kameraden schon darauf warten, ein Bekennervideo auf YouTube hochzuladen, aber ach! – damit wird es heute nichts: „Tut mir leid, Jungs, aber der Zeitpunkt war ungünstig. Es waren Ungeimpfte anwesend, da wäre mein Opfer gar nicht bemerkt worden. Ich versuche es morgen noch einmal in Bayern, da soll die Impfquote höher sein!“ – „Mach dir keine Vorwürfe, Hassan. Diese Ungeimpften sind überall – dagegen sind wir machtlos. Diese Almans haben einfach mehr Angst vor denen als vor uns. Die nehmen uns doch gar nicht mehr ernst. Möge Allah ihnen in seiner Weisheit tausend neue Mutationen senden!

Maximaler Effekt

Natürlich vermag ich nicht zu sagen, ob die Mitglieder dieses imaginären Interessenverbandes mittlerweile in Depressionen verfallen sind oder planen, sich in Zukunft zu ihrem Sprengstoffgürtel ein Schild „Ungeimpfter Selbstmordattentäter“ umzuhängen, zur Erzielung des maximalen Effekts. Aber wenn die Corona-Kriegsrhetorik noch weiter eskaliert, dann wird ihnen bald nichts anderes übrig bleiben. Wären die Morde von Würzburg mehr beachtet worden, wenn die Schlagzeile „Der Täter war ungeimpft!“ gelautet hätte? Dann wäre es wenigstens möglich gewesen, auch daraus einen Zusammenhang zu generieren.

Es ist makaber, so zu denken, das weiß ich auch. Aber wenn ich mir die gnadenlose Verurteilung der Ungeimpften in der Öffentlichkeit anschaue, drängen sich mir derlei Gedanken einfach auf. Montgomery vom Weltärzteverband und sein Wort von der „Tyrannei„, und jetzt auch noch die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die von „terrorisieren“ spricht. Da hat wohl jemand vergessen, wofür das „F“ im eigenen Parteinamen steht. Das sehen glücklicherweise auch einige Mitglieder der FDP so, die gerade mit den Füßen abstimmen: Selbst viele freiwillig Geimpfte in den eigenen Reihen zeigen ihr die rote Karte und sprechen offen von Parteiaustritt. Das war wohl zuviel verbale Eskalation.

Und wieder einmal stellt sich hier die Frage: Wie kann sich unsere Wahrnehmung der Lage so eklatant von der Frau Strack-Zimmermanns oder Herrn Montgomerys unterscheiden? Ja, es gibt auch in den Reihen der Impfskeptiker – ich sage bewusst nicht „Impfgegner“ – einige Dogmatiker, die Geimpften empört die Freundschaft kündigen. Aber die Regel ist das nicht. Die meisten von uns wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden und eigene Entscheidungen treffen, so wie es ihnen von der Politik auch verbindlich zugesichert worden war. In der Argumentation der Pro-Impfungsaktivisten klaffen bekanntlich einige Logiklöcher, die man auch als medizinischer Laie ohne weiteres erkennen kann. Wie wäre es mit befriedigenden Antworten anstatt wüster Verunglimpfung?

Im Trüben stochern

Zudem: Die Ungeimpften sind längst zum Teil der Hinhaltepolitik geworden. Was machte man nur ohne sie? Leider neigen die meisten Menschen dazu, nach unten zu treten, wenn sie ungeduldig und frustriert sind. Das kann Verantwortlichen nur recht sein, die mit ihren Maßnahmen im Trüben stochern, ohne dass sich etwas bessert. Nicht die Einsparungen im Gesundheitswesen sollen an der Überlastung der Intensivstationen schuld sein – sondern die Ungeimpften. Problem billig und effizient gelöst – zumindest für den Augenblick. Die Bürger, das weiß man aus Erfahrung, schimpfen vielleicht ein wenig auf diejenigen, die sie für mächtiger als sich selbst halten; doch sie wählen sie trotzdem wieder, auch wenn sie Unglaubliches verzapft haben. Die konnte man auch an den Wahlergebnissen im Ahrtal gesehen.

Bleibt nur noch die Frage: Machen die Montgomerys und Strack-Zimmermanns nur uns etwas vor, oder sind sie schon so betriebsblind, dass sie selbst glauben, was sie erzählen, um sich unbewusst vor der Suche nach echten Lösungen zu drücken? Echter Terror wird verharmlost, die freie Entscheidung des Bürgers dämonisiert. Es ist jeweils der Weg des geringsten Widerstands. Und das ist nun wirklich nicht mehr lustig.

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