Horst D. Deckert

Unbehandelter Bluthochdruck erhöht auch das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe

Eine in Nature Biotechnology publizierte, experimentelle Studie deutet darauf hin, dass Bluthochdruck ein eigenständiger Risikofaktor für schwere COVID-19-Verläufe sein könnte, vor allem, wenn er nicht medikamentös behandelt wird.

Die Autoren haben die klinischen Daten von 144 Patienten und Daten von sogenannten «single cell sequencing»-Analysen von Zellen aus nasopharyngalen Abstrichen von 48 Patienten mit und ohne COVID-19-Infektion untersucht. Wie sich zeigte, waren in den Immunzellen der Studienteilnehmer mit arterieller Hypertonie ausgeprägtere Entzündungsreaktionen nach COVID-19-Infektion zu beobachten als bei jenen mit normalen Blutdruckwerten. Diese verstärkte Entzündungsreaktion korreliert mit schlechterem Outcome: Patienten mit arterieller Hypertonie wiesen eine verlängerte Dauer bis zur Virusfreiheit (sogenannte virale Clearance) und eine höhere Anfälligkeit für schwerere Atemwegsinfektionen auf.

Die Studienautoren zeigten, dass sogenannte ACE-Hemmer (ACEi) das erhöhte Risiko für schwere COVID-19-Erkrankungen nahezu auf das Risikoniveau von Menschen ohne Bluthochdruck senken konnten. Eine Risikoabsenkung wurde unter Therapie mit Angiotensin-Rezeptor-Blockern (ARB) auch beobachtet, sie war aber weniger stark ausgeprägt. Darüber hinaus hatten ARB im Gegensatz zu ACEi keinen Effekt auf die virale Clearance. Die Forscher führen daher an, dass ACEi während der Corona-Pandemie die bessere Bluthochdrucktherapie darstellen könnte.

Literatur:

[1] Trump S, Lukassen S, Anker MS et al. Hypertension delays viral clearance and exacerbates airway hyperinflammation in patients with COVID-19. Nature Biotechnology. Published 24 December, 2020. https://www.nature.com/articles/s41587-020-00796-1

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