Der britische Journalist Johnny Miller veröffentlichte auf Twitter einige Interviews mit russischen Soldaten in der Ukraine. Miller hat beispielsweise schon für Arte, Telesur und PressTV gearbeitet. Der Schweizer Journalist Roger Köppel berichtet in der Weltwoche Daily über die Interviews. Hier die wichtigsten Antworten der Soldaten:
«Wir hassen weder die Ukrainer noch die Ukraine. Wir hassen die Nationalisten, die an die Macht gekommen sind. Viele von uns haben Freunde oder Verwandte auf der anderen Seite. Ich habe Verwandte in der Westukraine und wir sprechen immer noch miteinander.»
«Wenn wir mit ihnen, den Westukrainern sprechen, erzählen Sie uns etwas anderes, als wenn sie auf der Strasse befragt werden. Viele Ukrainer haben Angst, sich zu äussern, weil sie vom ukrainischen Geheimdienst SPU erwischt werden könnten.»
«Die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Vasallen veranstalten diesen Zirkus. Sie haben einen unstillbaren Appetit auf Kriege, Blut und Grausamkeit.»
«Die Amerikaner sind fernab von Europa, sie scheren sich keinen Deut um andere. Das müssen die Europäer verstehen. Teile ihrer Innenpolitik beruhen auf Konflikten mit anderen Ländern. Um ihrer Bevölkerung zu beweisen, wie mächtig und dominant sie sind, setzen sie auf Terrorismus, wie zum Beispiel in Syrien und im Mittleren Osten.»
«Die Amerikaner haben vieles gelernt, aber eines nicht: Hätten sie die Geschichte etwas genauer studiert, hätten sie bemerkt, dass Russland vor grossen Kriegen nicht zurückschreckt.»
«Die einfachen Ukrainer sind nicht schuld. Die Ukrainer sind unsere Freunde und Verwandten. Sie sind vom Bösen korrumpiert worden.»
«Die Ukrainer kämpfen auf der falschen Seite. Sie kämpfen nicht einmal auf ihrer Seite, sondern auf jener der NATO.»
«Unsere Gegner haben keine Gnade mit der Bevölkerung. Wenn wir ein Gebiet befreien und sie sich zurückziehen, beginnen sie sofort mit massivem Bombardement.»
«Acht Jahre lang haben wir zu verhandeln versucht, mit dem Resultat, dass wir amerikanische Bomben mitten im Donbass vorfinden müssen. Es gibt keinen Bezirk in Donetzk, der nicht von westlichen Bomben getroffen wurde.»
Miller resümiert, dass dies die gängige Meinung sei: Die NATO ist schuld am Krieg, nicht die Ukrainer. Er habe auch viel militärischen Respekt für die Tapferkeit der ukrainischen Soldaten erfahren.
Köppels Fazit:
«Auffällig ist, dass sich alle Soldaten mehr oder weniger positiv zur Ukraine und der ukrainischen Bevölkerung äussern. Sie sehen alle den Westen als Brandstifter, Profiteur und Ursprung dieses Konfliktes. Die Ukrainer sind für sie Brüder und Verwandte. Das ist insofern interessant, als den russischen Soldaten immer wieder vorgeworfen wird, brutal und hasserfüllt gegen die Zivilbevölkerung in der Ukraine vorzugehen. Wenn viele der Russen die Ukrainer jedoch als Brüder betrachten, die vom Westen instrumentalisiert worden sind, ist schwer vorstellbar, dass sie mit brachialer Gewalt gegen dieselben vorgehen möchten. Immer wieder wird von den Soldaten auch betont, dass sie die Ukrainer vom Westen und seiner Kriegslust befreien möchten.»