Horst D. Deckert

Verkommt die FDP zum Wurmfortsatz von Rot-Grün?

KGE und Lindner – Dreamteam für rot-grüne Politik unter Scholz? (Foto:Imago)

Noch während sich die Sondierungs-Duos Habeck-Baerbock und Lindner-Wissing in einer Neuauflage von „Friends“ üben und ihre Hipster-Followerschaft mit albernen Filterbildern auf Instagram bespaßen, sorgen die eigentlichen Influencer bei den Grünen, klima-maoistische Etappenhasen und postenbedachte Hinterbänkler, für die richtige Koalitionsfestlegung – lange bevor sich die alles entscheidenden grüngelben Juniorpartner überhaupt an die Verhandlungen mit den Großen wagen und ausloten, wer unter ihnen bzw. von ihren Gnaden Kanzler wird.

So fährt die Grünen-Fraktionschefin Katrin „KGE“ Göring-Eckardt ihren beiden angeblich doch zu „ergebnisoffenen Gesprächen“ bereiten Parteivorsitzenden mit Karacho in die Parade – und positioniert sich schonmal klar gegen ein Jamaika-Bündnis mit der Union. Sie sehe „im Moment nicht, dass man die Union für sondierungsfähig halten könnte, geschweige denn für regierungsfähig„, so KGE laut „dts“. Was es stattdessen brauche, sei „eine zuverlässige Regierung“ – womit sie natürlich ein SPD-Kabinett unter einem durch Cum-Ex-Affäre und Wirecard-Skandal angeschlagenen Kanzler Scholz meint, der „zuverlässig“ grüne Leitlinien exekutiert.

Grüne Influencer geben den Takt an

Zwar sei sie „immer der Meinung, dass man unter den demokratischen Parteien keine Option ausschließen sollte“ – aber in dem Fall tut sie es dann eben doch: „Beim Blick auf den Zustand der CDU sehe ich aktuell nicht, wie eine Koalition mit CDU und CSU gehen soll„, so Göring-Eckardt – und zwar unabhängig davon, ob auf Seiten der Union Laschet oder Söder die Verhandlungen führt. Hingegen antichambriert sie demonstrativ bei der FDP – wohl wissend, dass ohne diese gar nichts geht: Das nun anstehende „Bündnis des Aufbruchs“ müsse für „eine Kultur der Kooperation“ stehen; Christian Lindner und sie selbst hätten „als Fraktionsvorsitzende so nach und nach verstanden, wie wir beide ticken„.

Die Agenda der grünen Parteigremien ist insoweit klar: Sie wollen die FDP einwickeln, um mit ihr als Steigbügelhalter Rot-Grün durchzusetzen. Man kann nur hoffen, dass Christian Lindner dieses Spiel durchschaut und seinen programmatischen Kompass nicht vor lauter Ämtergier – wie so oft in der FDP-Vergangenheit – aus dem Blick verliert, und sich für den grünen Nepp einer Ampel, die am Ende nur Rot und Grün leuchtet, nicht vor den Karren spannen lässt. Vielleicht wäre es höchste Zeit, dass sich in der FDP endlich ein paar bürgerliche Stimmen erheben, die das, was KGE hier zur Union einwirft, bezüglich der SPD klarstellen – dass mit ihr praktisch keine Zusammenarbeit gehen kann, weil  die Unvereinbarkeiten von FDP und einer Sozialdemokratie Walter-Borjan/Esken’scher Observanz sogar deutlich ausgeprägter sind als jene zwischen Grünen und der dank Merkel grüngewandelten Union. So herum wird eher ein Schuh daraus: Statt sich frühzeitig auf die Ampel festzulegen, sollte die FDP die Jamaika-Option nicht nur nicht vorschnell abschreiben, sondern deutlich präferieren. Erst recht, solange grüne Spitzenpolitiker durch Widerstandsdrohungen den Koalitionsverhandlungen vorzugreifen versuchen.

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