Horst D. Deckert

Wenn das Gedenken Pause macht

Wir sind seit Langem an eine Gedenkkultur gewohnt, bei der jeder, jemals durch Deutsche begangene Schandtat regelmäßig und ausführlich bedacht wird. Eine Aufzählung diverser regelmäßiger Gedenkveranstaltungen ist hier wirklich nicht notwendig. Jeder kennt sie. Diese Gedenkkultur ist wesentlich für die Rechtfertigung und Selbstdarstellung des politischen Mainstreams, insbesondere des Deutschen. Auf dieser Gedenkkultur basiert schlicht und ergreifend der Herrschaftsanspruch dieser Akteure der Gegenwart. Diese ist vergleichbar mit der christlichen Religion: In dem man ständig die eigenen Sünden bekennt und bereut, überhöht man sich automatisch moralisch über alle jene, die das nicht tun und begründet so einen Herrschaftsanspruch.

Erst unlängst pilgerte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Namibia, um Vergebung für die vom Deutschen Kaiserreich begangenen Gräueltaten zu bitten. Angeblich seien bei der Niederschlagung des Aufstandes der Hereros 100.000 Menschen umgekommen. Diese Aktion war wieder nur für das heimische Publikum gedacht. In Namibia selbst kam sie gar nicht gut an berichtete welt.de, obwohl Steinmeier mehr als eine Milliarde Euro „Wiederaufbauhilfe“ versprach.

Deshalb ist es sehr verwunderlich, dass der gesamte politische Mainstream auf ein Ereignis „vergessen“ hatte, das sich heuer zum achtzigsten Male jährte und infolge dessen mindestens 20 Millionen Menschen ihr Leben verloren hatten: die Rede ist vom Russlandfeldzug der Deutschen Wehrmacht, der am 22. Juni 1941 begann.

Der gelernte Bürger hätte daher erwartet, dass die Mainstreammedien die bekannte Laier über die Verbrechen des Nationalsozialismus im Allgemeinen und an dem konkreten Beispiel im Besonderen wieder abspielen werden, so wie sie es jahraus jahrein immer machen. Diesmal war jedoch alles anders. Dieser Jahrestag wurde von allen westlichen Medien wie auf Kommando totgeschwiegen. Googelt man nach diesem Ereignis, so findet man keinen einzigen aktuellen Eintrag. Dies zeigt ganz nebenbei, wie alle westlichen Medien zentral gesteuert sind.

Nach dem Geschichtsverständnis des politischen Mainstreams war dieser Angriffskrieg von Seiten der Sowjetunion völlig unprovoziert und daher verbrecherisch.(Die Motivation Hitlers für diesen Angriffskrieg ist nicht Gegenstand dieses Artikels). Unstrittig ist auch, dass der Zweite Weltkrieg auf den Schlachtfeldern des russischen Bodens von den alliierten Streitkräften gewonnen wurde. Folgt man also der Mainstreamdarstellung, hätte Hitler den Zweiten Weltkrieg ohne den Angriffskrieg gegen die Sowjetunion gewinnen müssen. Hitler hatte ja mit Stalin einen Nichtangriffspakt geschlossen. England wäre auch im Bündnis mit der USA außer Stande gewesen die deutschen Truppen zu besiegen.

So gesehen schulden also unsere antifaschistischen Bedenkenträger Russland auf ewige Zeiten Dank für seinen Opfergang im Zweiten Weltkrieg. Das Opfer Russlands wäre vergleichbar mit der Kreuzigung Jesus für die Christenheit. Es müsste jährlich mit Pomp und Trara so wie Ostern gefeiert werden. Wir würden zwar heute auch in einer Art von Europäischer Union leben, jedoch stünde diese im Zeichen der nationalsozialistischen Ideologie. Nach eigener Darstellung würden alle unsere heutigen politischen Akteure selbstverständlich in einem Konzentrationslager schmachten, da sie sich natürlich im Widerstand gegen dieses Regime befänden. Vielleicht wäre es aber auch ganz anders: Möglicherweise wären alle unsere Antifaschisten stramme Nazis, die sich so wie heute einfach nur ihren Platz am Futtertrog gesichert hätten.

Der einzige westliche Politiker, der diesen Jahrestag gebührend gewürdigt hatte, war der AFD-Politiker Tino Chrupalla, der anlässlich seines Besuchs in Moskau zum Gedenken an die Opfer des Angriffs Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 auf dem Roten Platz einen Kranz am Grabmal des unbekannten Soldaten niederlegte.

Noch vor sechs Jahren war Merkel höchstselbst am 10. Mai 2015 anlässlich der Feierlichkeiten zum siebzigsten Jahrestag des Kriegsendes in Moskau. Dort gedachte sie gemeinsam mit Putin an die Opfer des Krieges.Mit solchen Beileidsbekundungen ist jetzt offenbar Schluss.

Russland wird heute als Gegner in einem globalen Ringen um Vorherrschaft erkannt, den man peu à peu niederringen will. Jede Gegenwehr Russlands oder Bestandssicherung wird als „Aggression“ dargestellt. Dabei geht es um die gigantischen Rohstoffvorräte dieses Landes, die man unter Kontrolle bringen will und offenbar auch trotz allem Geschwafel von „Nachhaltigkeit“ und „Energiewende“ ganz dringend unter Kontrolle bringen muss. Die gigantischen Billionenbeträge, die die EZB in den letzten Jahren für „Corona“ und die „Energiewende“ aus dem Nichts geschöpft hatte, müssen schließlich irgendwann durch Sachwerte hinterlegt werden. Hinderlich ist bloß die formidable Rüstung Russlands, insbesondere die Atomare.

Ein direkter Angriff auf Russland, so wie von der Deutschen Wehrmacht am 22.Juni 1941unternommen, scheidet daher aus. Dabei hat der Westen seinen Einfluss bereits tief in den postsowjetischen Raum ausgedehnt. Die heutige Demarkationslinie deckt sich schon zum guten Teil mit den Eroberungen der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Die Waffe der Wahl ist heute die Subversion. Dabei versucht man Schritt für Schritt das bestehende politische System in Russland durch Propaganda zu legitimieren. Die militärischen Leistungen der Roten Armee passen da gar nicht dazu. Ein Gedenken an den 22. Juni 1941 ist daher fehl Platz.

Anmerkung:

Wir Möchten an dieser Stelle ausdrücklich betonen, dass der Gegenstand dieses Artikel keine historische Bewertung der Ursachen des Krieges zwischen Hitler und Stalin sein soll. Das ist Sache der Historiker. Wir wollen hier lediglich Aufzeigen, dass das Gedenken an dieses tragische Kapitel der Zeitgeschichte von heutigen Interessensalgen überlagert wird.


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