Horst D. Deckert

Wir befinden uns bereits im Dritten Weltkrieg

Der Dritte Weltkrieg ist kein fernes Gespenst, sondern eine düstere Realität, die sich vor unseren Augen abspielt. Es handelt sich nicht um die traditionelle Konfrontation von Imperien oder Armeen, die über Kontinente marschieren. Die Zeit des konventionellen Krieges ist vorbei.

Der Krieg von heute ist ein hydraköpfiges Ungeheuer – ein verworrenes Geflecht von Konflikten niedriger Intensität, ein schattenhaftes Ballett von Stellvertreterkämpfen, Drohnenangriffen und verdeckten Operationen, das jeden Winkel der Erde erfasst und das Gefüge von Frieden und Sicherheit untergräbt.

Naher Osten

Der Nahe Osten ist ein anschauliches Beispiel für diesen Paradigmenwechsel, wie Modern Diplomacy feststellt. Der israelisch-palästinensische Konflikt, der längste aktive Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg, ist ein komplexes Thema, das von konkurrierenden Ideologien, strategischen Zielen und einem verworrenen historischen Kontext genährt wird. Regionale und globale Mächte sind involviert, was eine Lösung zusätzlich erschwert.

Auch der syrische Bürgerkrieg, einst eine lokale Tragödie, hat sich zu einem Stellvertreter-Schlachtfeld konkurrierender regionaler und globaler Mächte entwickelt. Die USA, die Türkei, der Iran und andere haben sich Einflusssphären geschaffen und einen Konflikt am Leben erhalten, der Millionen von Menschen vertrieben und eine ganze Region an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat. Die Grenzen zwischen Kämpfern und Zuschauern sind verwischt, und es wird immer schwieriger zu erkennen, wer sich mit wem im Krieg befindet.

Inhärente Entschlossenheit

Dieses Verschwimmen der Grenzen gilt auch für den “Krieg gegen den Terror”. Die US-geführte Operation Inherent Resolve rühmt sich einer beeindruckenden Zahl von “Partnern” – mehr als 80 Nationen -, die angeblich nicht nur in Syrien und im Irak, sondern auch in weit entfernten Ecken wie Afghanistan und Libyen gegen ISIS kämpfen.

Wer diese Verbündeten sind und in welchem Umfang sie sich engagieren, bleibt im Dunkeln. Undurchsichtigkeit fördert Misstrauen und schürt Verschwörungen, die die ohnehin instabilen Regionen weiter destabilisieren.

Jemen

Der Jemen ist ein weiteres anschauliches Beispiel. Eine Koalition von zehn Staaten, darunter die USA und Großbritannien, fliegt Luftangriffe auf Ziele der Huthis. Doch die genauen Details, wer wo bombardiert und wer noch beteiligt ist, bleiben ein Geheimnis. Intransparenz ist ein Markenzeichen des Dritten Weltkriegs. Kriege werden nicht mehr erklärt, sondern im Verborgenen geführt – mit verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung, die zwischen die Fronten gerät.

Von der Ukraine nach Südasien

Die Ukraine befindet sich in einem Grabenkrieg mit Russland, wobei Moskau Angriffe ukrainischer Stellvertreter auf russisches Territorium herunterspielt. Die Ausweitung der NATO-Aktivitäten in der Nähe der russischen Grenzen macht die Neutralität noch unklarer und erhöht die unmittelbare Gefahr einer direkten Konfrontation.

Neben diesen unmittelbaren Ausbrüchen gibt es auch andernorts schwelende Spannungen. Im Südchinesischen Meer findet ein besorgniserregendes Wettrüsten statt, da China seine künstlichen Inseln ausbaut, während die USA mit einer verstärkten Marinepräsenz antworten.

In Südasien wirft die instabile Beziehung zwischen Indien und Pakistan, zwei atomar bewaffneten Nachbarn mit einer blutigen Geschichte, einen langen und unheilvollen Schatten. Die Gefahr einer unbeabsichtigten Eskalation wächst, und eine einzige Fehlkalkulation könnte katastrophale Folgen haben.

Afrika

Der allgegenwärtige Konflikt ist in Afrika kein Fremdwort. Überall auf dem Kontinent, von Angola bis zum Sudan, bekämpfen sich Streitkräfte, Terroristen und Söldner.

China und Russland ringen um Einfluss, während westliche Mächte wie die USA, Frankreich und Großbritannien in scheinbar endlose “Antiterror”-Einsätze verwickelt sind, die nur den Nährboden für neue Konflikte bereiten.

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