Horst D. Deckert

Die Regierungen bewegen sich schrittweise zu einer zero-covid-Strategie mit dauerhaften Einschränkungen, wie von der WHO vorgeschlagen

Eine der erstaunlichen Erkenntnisse dieser Pandemie ist die Uniformität der politischen Entscheidungen. Die Regierungen entscheiden ähnlich, obwohl die nationalen Unterschiede bei den «Fällen», den Hospitalisationen und den Todesfällen sehr unterschiedlich sind, von der Kultur des Zusammenlebens ganz zu schweigen, die für die Ausbreitung eines Krankheitserregers entscheidend ist.

Im Moment werden in vielen Ländern die «Lockerungen» abgeschwächt oder hinausgezögert, obwohl alle entscheidenden Pandemie-Werte seit Wochen im Rückgang sind. Wie das begründet wird, zeigt das Beispiel aus England, wo Boris Johnson mit dem eingängigen Slogan «data not dates» (Daten nicht Termine) Vertrauen in sein Pandemiemanagement schaffen wollte.

Wenn die «Daten» eine Verlängerung des Lockdowns nicht hergeben, werden einfach die Kriterien der Lockerung geändert, wie das Beispiel von Schottland zeigt.

Nach dem neuen «strategischen Rahmen» müssen Gastgewerbe und Geschäfte (Ausnahme: lebenswichtige Versorgung) schliessen, wenn die Inzidenz über 150 «Fällen» auf 100’000 Einwohner liegt. Bisher lag der Grenzwert bei 300.

Neu dürfen nicht unbedingt notwendige Fahrten aus dem Gemeindegebiet hinaus nur unternommen werden, wenn die Inzidenz unter 50 fällt. Bisher lag die Grenze bei 150. Auch der Alkoholausschank in den Pubs unterliegt diesem neuen Grenzwert. (Mehr zur Fragwürdigkeit der Inzidenz hier)

Das klingt beunruhigend nach einem Zero-Covid-Ansatz.

Zur Begründung ihrer Strategie sagt die schottische Regierung, dass sie sich auf die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stützt, die im November 2020 in dem vorläufigen Leitfaden «Considerations for implementing and adjusting public health and social measures in the context of COVID-19» veröffentlicht wurden.

Das ist in der Tat der Fall. Dieses bisher wenig beachtete Dokument ist eine Null-Covid-Charta, die vorsieht, dass die Beschränkungen so lange aufrechterhalten werden, bis es «keine bekannte Übertragung von SARS-CoV-2 in den vorangegangenen 28 Tagen» gibt. Selbst dann soll die «robuste Überwachung» (d.h. Test und Rückverfolgung) fortgesetzt werden (anscheinend für immer) und es wird vorgeschlagen, dass Einzelpersonen weiterhin «freiwilligen physischen Abstand» halten.

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