Horst D. Deckert

Über meine Erfahrungen in China

Ich befinde mich zum zweiten Mal im Herzen Chinas, dieses Mal auf einer dauerhaften Basis. Die anfängliche Aufregung mischte sich in mir mit einer Mischung aus Angst und Neugierde. Das China, über das ich aus der Ferne gelesen hatte, war ein Land voller Geheimnisse und Missverständnisse, das in den westlichen Medien oft mit einem Schleier der Skepsis und Vorsicht dargestellt wurde. Doch was ich bei meiner Ankunft vorfand, war eine Realität, die so dynamisch anders war, dass ich das Gefühl hatte, in eine andere Dimension einzutreten, und dieses Gefühl hält bis heute an.

Die erste und vielleicht tiefgreifendste Erkenntnis war das Gefühl von Freiheit und Sicherheit, das den Alltag prägte. Entgegen dem Bild einer eng begrenzten Gesellschaft beobachtete ich, dass die Menschen eine Vielzahl persönlicher Freiheiten genossen, die vielleicht noch ausgeprägter waren als im Westen. Auf den Straßen herrschte bis spät in die Nacht hinein reges Treiben, Familien und Freunde trafen sich, ohne dass man sich Sorgen machen musste. Ältere Menschen tanzten auf öffentlichen Plätzen, junge Paare schlenderten gemächlich am Flussufer entlang und Gruppen von Freunden lachten bei Straßenessen, ohne sich darum zu kümmern, wer sie beobachten könnte. In China ist das Tanzen auf der Straße nicht nur ein seltener Anblick, sondern eine alltägliche Freude, ein lebendiges Zeugnis der Gemeinschaft und der kulturellen Offenheit.

Einer der auffälligsten Aspekte meiner Zeit hier ist die nahezu völlige Abwesenheit von Kriminalität. Ich kann Tag und Nacht durch verschiedene Städte gehen und fühle mich völlig sicher – ein krasser Gegensatz zu meinen Erfahrungen in Teilen Australiens, wo Jugendkriminalität und ein allgemeines Gefühl der Vorsicht oft die Nachtluft durchdringen können. Hier ist der Respekt vor der Gemeinschaft und den Älteren bemerkenswert. Die Jugend, die in westlichen Berichten oft falsch dargestellt oder missverstanden wird, zeigte ein Maß an Respekt und Anstand, das sowohl erfrischend als auch aufschlussreich war. Es geht nicht nur um Manieren, sondern um eine gesellschaftliche Struktur, die den gegenseitigen Respekt zwischen den Generationen fördert.

Das Bildungswesen in China ist ein Bereich, in dem sich Ehrgeiz und Zielstrebigkeit mit unglaublichen Ergebnissen überschneiden. Die Kinder, die oft als überfordert angesehen werden, stehen in der Tat unter großem Druck. Die jüngsten Regierungsverordnungen zielen jedoch darauf ab, diese Anforderungen auszugleichen und das Wohl der jungen Lernenden zu schützen. Beim Engagement für die Bildung geht es nicht nur darum, gute Noten zu erzielen, sondern auch darum, einen vielseitigen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Von klein auf werden die Kinder nicht nur in die akademischen Fächer eingetaucht, sondern auch zweisprachig erzogen, wodurch ihre Gehirne auf eine Weise verdrahtet werden, die ihre kognitiven Fähigkeiten und ihr kulturelles Verständnis fördert. Dies ist kein Mythos, sondern eine wissenschaftlich belegte Tatsache, dass Mehrsprachigkeit die Grundlage für effektiveres Denken und Problemlösen bildet.

Bei diesen Begegnungen und Beobachtungen wurden meine vorgefassten Meinungen über China nicht nur in Frage gestellt, sondern auch demontiert. Die Lebendigkeit der Kultur, die Herzlichkeit der Menschen und die Effizienz der gesellschaftlichen Strukturen zeichneten das Bild einer Nation, die zwar nicht ohne Fehler ist, aber Fortschritte macht, die man nur durch eigene Erfahrungen aus erster Hand verstehen kann.

Zwar kann kein Land Perfektion für sich beanspruchen, aber meine Reise nach China hat die Komplexität und die Fortschritte eines Landes aufgezeigt, das von Außenstehenden oft missverstanden wird. Diese Reise war eine anschauliche Lektion darüber, wie schön es ist, Vorurteile beiseite zu lassen und die Welt mit offenen Augen und offenem Herzen zu betrachten.

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