Horst D. Deckert

Facebook zensiert Hersh-Recherche zur Nord-Stream-Sprengung

Journalist Seymour Hersh kam im Februar 2023 zum Schluss, dass die USA mit norwegischer Unterstützung die Nord-Stream-Pipelines gesprengt hätten.

Die Biden-Administration streitet jegliche Verantwortung ab. Sie zeigte bisher auch kein Interesse daran, das Verbrechen aufzuklären. Inzwischen tobt ein regelrechter Informationskrieg.

Die New York Times machte jüngst eine «pro-ukrainische» Gruppe für die Anschläge verantwortlich. Dabei stützte sich die Zeitung – ebenso wie Hersh – auf anonyme Quellen innerhalb der US-Geheimdienste.

Washington tut gerade alles, die Nord-Stream-Sabotage totzuschweigen. Dabei wird die US-Regierung auch von Digitalkonzernen unterstützt. Denn Facebook hat nun Hershs Artikel über die Pipeline-Anschläge als «Falschinformation» gekennzeichnet. Dies hat Journalist Michael Shellenberger am Donnerstag festgestellt.

«Facebook hat beschlossen, sich auf eine Seite zu stellen», so Shellenberger. Dabei sei sich der Digitalkonzern nicht zu schade, eine Journalistengrösse wie Hersh zu «zensieren».

Der Journalist weiter: «Das Vorgehen von Facebook steht im Widerspruch zu Amerikas Tradition der freien und offenen Debatte und der Ablehnung einer geheimen, autoritären Zensur.»

Zur Überprüfung von Informationen greift Facebook regelmässig auf Faktenprüfer zurück. Stimmen die Infos angeblich nicht, so werden Nutzer vor den entsprechenden Artikeln gewarnt.

Im Falle des Hersh-Artikels wurden die Facebook-Nutzer auf einen Artikel des norwegischen Faktenprüfer Faktisk verwiesen, der von einem norwegischen Journalisten geleitet wird. Faktisk arbeitet mit dem staatlichen norwegischen Medienunternehmen NRK zusammen.

Russia Today macht darauf aufmerksam, dass Facebook zudem noch einen ganz aktuellen Artikel von Hersh als «falsch» bezeichnet hat. Letzte Woche berichtete der US-Journalist, dass US-Geheimdienste von der Veruntreuung amerikanischer Hilfsgelder durch die ukrainische Führung gewusst hätten.

Stimmt nicht, sagt Facebook. Der Digitalkonzern berief sich dabei auf die Meinung von StopFake.org. Die Plattform ist zur Bekämpfung «russischer Desinformation» gegründet worden und in der Ukraine beheimatet.

Die einseitige Positionierung von Facebook ist alles andere als überraschend. Der Digitalkonzern arbeitet seit 2017 mit westlichen Faktenprüfern zusammen. Dies, nachdem Mark Zuckerbergs Firma im Zuge des US-Wahlkampfes 2016 zunehmend unter Druck geraten war.

Der Vorwurf lautete: Über soziale Netzwerk würden Lügen und Desinformationen verbreitet. Im Kampf gegen Fake News arbeitet Facebook eng mit westlichen Regierungen und Denkfabriken zusammen. Der Digitalkonzern ging etwa 2018 mit der Denkfabrik Atlantic Council eine Partnerschaft ein.

Der Atlantic Council ist Teil des US-Machtapparats. Die Denkfabrik hat eigens zur Bekämpfung von Falschinformationen und russischer Propaganda ein «Digital Forensic Research Lab» (DFRL) entwickelt.

Besonderen Fokus richtet das Labor auf Dissidenten im Internet, die Kritik an der US-Regierung äussern. Auch der oben erwähnte Faktenprüfer StopFake.org wird vom Atlantic Council finanziell unterstützt.

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