Horst D. Deckert

Mehr als 10.000 Euro pro Tag: So cashen Krankenhäuser mit Corona-Patienten ab

Leere Betten aufgrund der Corona-Krise machen den Kliniken zu schaffen. Die finanziellen Ausfälle durch Bettenleerstand und verschobene Operationen und Therapien sind trotz Rettungsschirm der Regierung enorm. Zusätzliche Ausgleichszahlungen sollen Abhilfe schaffen. Für beatmete Patienten gibt es das meiste Geld – bis zu 30.000 Euro!

In vielen deutschen und österreichischen Krankenhäusern stehen die Betten leer. Wegen der Corona-Pandemie werden Operationen verschoben und Betten für mögliche Corona-Patienten freigehalten. Doch es gibt offenbar während dieser Pandemie nicht genügend Patienten, was finanzielle Einbußen für die Krankenanstalten verursacht. Die Spitäler müssen daher auch medizinisches Personal in Kurzarbeit schicken. Von über 400.000 Kurzarbeitern im deutschen Gesundheitssektor berichtete das Ärzteblatt Ende Juli 2020 und auch in Österreich waren derartige Meldungen ab April des Vorjahres zu lesen.

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Geld für leere Betten

Die deutsche Bundesregierung hat im Vorjahr mit einem Rettungsschirm auf die Situation reagiert. Für ein freigehaltenes Bett gab es 560 Euro, wie die Ärzte Zeitung berichtete. Schon damals forderten manche Klinikbetreiber, wie z.B. die Marienhaus-Gruppe noch mehr Geld – 700 Euro hätten es, den Wünschen entsprechend, sein sollen.

Zuschlag für belegte Betten

Für das heurige Jahr wurden, um die Zahlungsfähigkeit der Spitäler zu erhalten, zusätzliche Ausgleichszahlungen auch für belegte Betten zwischen Versicherungsträgern und den Krankenhausgesellschaften vereinbart. Diese „vorläufigen Zuschlagszahlungen“ belaufen sich für jeden Patienten in voll- oder teilstationärer Behandlung auf 40 Euro und für jeden nachgewiesenen Corona-Patienten auf 80 Euro. Begründet werden diese Zahlungen auch mit einem angeblich höheren Aufwand für teurer gewordene Corona-Schutzausrüstung.

Goldgrube Intensivstation – vor allem bei Beatmung

Wirklich lukrativ wird es für die Spitäler, wenn es um Intensivbetten und Beatmung geht, wie das Abrechnungsschema der Charité für 2021 zeigt. Der Tagessatz für isolierte Patienten auf einer Intensivstation beträgt 6.000 Euro. Wird der Patient zusätzlich beatmet, sind es 10.000 Euro „gesondertes Zusatzentgelt“.

Screenshot: Charité

Mit zunehmender Dauer der Beatmung kann dieser Zuschuss auf bis zu 30.642,50 Euro pro Corona-Intensivpatienten anwachsen.

Kurzzeit-Intensivpatienten bringen am meisten

Das meiste Geld wird mit den Kurzzeitintensivpflichtigen gemacht. Wird zum Beispiel eine intensivpflichtige Person auf der Isolierstation beatmet, kann das Krankenhaus pro Tag 10.000 Euro für das Isolierzimmer abrechnen. Zuzüglich kann es für die Beatmung (ECMO) für die beiden Tage zusammen 5.276 Euro abrechnen, zuzüglich der Spesen von 80 Euro pro Tag und sämtlichen regulären Pauschalbeträgen. Somit erhält das Krankenhaus alleine für zwei Tage Behandlung 25.356 Euro plus der regulären Krankenhauspauschalen. (2*10.000 Euro + 5.276 Euro + 2*80 Euro + reguläre Pauschalen)

Screenshot: Charité
Screenshot: Charité

Die Krankenhäuser befinden sich offenbar teilweise in prekären finanziellen Verhältnissen, haben viele Betten leer stehen und schicken Personal in Kurzarbeit. Für einen Corona-Intensivpatienten gibt es viel Geld, für einen beatmeten noch viel mehr. Könnte das dazu führen, dass Patienten erstens öfter zu Corona-Patienten werden und zweitens dann womöglich an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden? Birgt ein derartiges „Anreizsystem“ die Gefahr, dass es bald hauptsächlich beatmete Corona-Patienten gibt?

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