Horst D. Deckert

Meinungswächter schiessen aus allen Rohren gegen Ganser und Co.

Meinungsfreiheit und offene Diskussionen sind Errungenschaften, die auf die europäische Aufklärung zurückzuführen sind. Doch heute stehen sie immer mehr unter Druck.

Jüngstes Beispiel: Der Kongress «Vision des Guten und das Manifest der neuen Erde», der Ende Mai im Volkshaus Zürich stattfindet. An diesem treten zahlreiche Aktivisten und Bürger unterschiedlichster Couleur auf.

Zu den Rednern zählen unter anderem: Franz Rösl, der sich seit Jahrzehnten mit den Auswirkungen, die Naturstoffe auf die Gesundheit haben, beschäftigt; Christina von Dreien, die regelmässig zu spirituellen Themen spricht; Ricardo Leppe, der sich selbst als «Zauberkünstler und Gedächtnistrainer» bezeichnet, sowie auch der Historiker Daniele Ganser. Insbesondere Letzterer scheint den Tugendwächtern ein Dorn im Auge zu sein. Ein Phänomen, das nicht neu ist (mehr dazu hier).

Gegenwärtig wir aus allen Rohren gegen Ganser und Co. geschossen und versucht, die geplante Veranstaltung im Volkshaus zu verhindern.

Fahrt aufgenommen hat die Kampagne, nachdem die linke Wochenzeitung (WOZ) am 30. März einen Artikel über den Anlass verfasst hatte.

In diesem empörte sich WOZ-Journalist Renato Beck über das Volkshaus, weil es «Stars der Rechtsesoterik und der Verschwörungsszene» eine Bühne biete und die «Leitung nicht einschreiten will».

Kurz darauf ging es dann richtig zur Sache. Über ACT, die Petitionsplattform von der Nichtregierungsorganisation (NGO) Campax, setzten die Gegner von Ganser und Co. alle Hebel in Bewegung. Unter dem Titel: «#Reclaim Volkshaus! Keine Bühne für Antisemit:innen, kein Geschäft mit braunen Esoteriker:innen!» lancierten sie eine Petition, die inzwischen rund 2800 Menschen unterschrieben haben.

Darin fordern sie Kaspar Bütikofer, den Präsidenten der Stiftung Volkshaus, auf, Ganser und Co. keine Plattform zu bieten. Sollte Bütikofer der Forderung nicht nachkommen, sehe man sich gezwungen, «eine Gegenmobilisierung vorzubereiten».

Bütikofer hat sich von den Meinungspolizisten bisher nicht einschüchtern lassen. Gegenüber 20 Minuten erklärte er jüngst, dass dem Anlass nichts im Wege stehe. Die Volkshausstiftung teile die Inhalte der Veranstaltung zwar in keiner Weise und lehne «Verschwörungstheorien» aller Art dezidiert ab, sagte Bütikofer. Er fügte aber in demokratischer Manier hinzu:

«Dennoch gewichten wir die Meinungsäusserungsfreiheit in diesem Fall als höher. Wir werden jedoch die Veranstaltung genau beobachten.»

Bütikofer sagte des Weiteren, dass sich die Volkshausstiftung eingehend mit dem Auftritt von Ganser auseinandergesetzt habe. Dies deshalb, weil der Historiker wiederholt als «Antisemit» diffamiert wurde.

Aus diesem Grund habe man den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) kontaktiert. Und dieser sei zur Einschätzung gelangt, dass zu Ganser bisher «keine antisemitischen Vorfälle registriert» worden seien, so Bütikofer gegenüber 20 Minuten.

Diese Toleranz gefällt den intoleranten Kampagnenführern ganz und gar nicht. Dass das Volkshaus sich auf den Standpunkt stellt, keine Zensur auszuüben, bezeichnen sie als «hanebüchene Argumentation».

Inhaltliche Argumente gegen Ganser haben sie keine. Stattdessen bezeichnet man ihn pauschal als «Putin-Apologeten». Ein Vorwurf, der schlicht aus der Luft gegriffen ist. Denn bereits am 25. Februar 2022, also einen Tag nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine, hatte Ganser im Interview mit Transition News Putins Überfall auf die Ukraine verurteilt. Transition News wollte von den Petitionsverantwortlichen sowie auch von der Organisation Campax wissen, welche Position von Ganser so gefährlich seien. Eine konkrete Antwort blieben sie bis zum Redaktionsschluss schuldig.

Doch die Inhalte spielen offenbar ohnehin gar keine Rolle: Den Aktivisten zufolge ist Gansers «Corpus Delicti» die Kontaktschuld. Er ernte Applaus von «radikalen Rechten» und wahre auch keine Distanz zu ihnen, so der Vorwurf.

Über Campax, über deren Plattform ACT die Petition lanciert wurde, muss man wissen: Die Organisation bezeichnet sich selbst als «die grösste Schweizer Bürger*innenbewegung». Auf ihrer Website schreibt die Organisation: «Seit 2017 führen wir Kampagnen zu den wichtigen Fragen unserer Zeit und empowern Menschen ihre eigenen Kampagnen zu starten und zum Erfolg zu führen.»

Campax kämpft eigenen Angaben zufolge unter anderem für die «Teilhabe an der Gesellschaft und ihren demokratischen Prozessen». Wichtig sei für die Organisation auch der «Schutz vor Gewalt, Diskriminierung und Verfolgung». Im Vorstand der Organisation sitzt unter anderem auch Balthasar Glättli, Nationalrat der Grünen.

Schwesterorganisation von Campax ist die deutsche Organisation Campact, die Campax 2021 auch finanziell mit 41’000 Franken unterstützte. Letztere Organisation tat sich während Corona besonders damit hervor, regelmässig Kampagnen gegen Bürger aus der Demokratiebewegung geführt zu haben (siehe auch hier).

Auch im Ukraine-Krieg nimmt die Organisation sehr einseitig Stellung: Regelmässig verurteilt Campact Russland. Mit Russophobie scheint man kein Problem zu haben. Umgekehrt ist von denselben Leuten kaum oder nur selten Kritik gegenüber der US-Regierung zu vernehmen.

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