Horst D. Deckert

Norwegen springt auf den Zug der digitalen Zentralbankwährung auf

Im Zuge der «Pandemie» wurde dem Verbraucher immer wieder eingebläut, aus hygienischen Gründen lieber mit Karte zu zahlen. Ein brillanter Vorwand, um gleich einen Schritt weiterzugehen und die digitale Währung durchzudrücken (wir berichteten hier und hier). Auch in Norwegen ist diese Idee auf fruchtbaren Boden gefallen. Dort wurde bereits 2016 ein Testnetzwerk zur Einführung der digitalen Zentralbankwährung etabliert.

Wie das Medienportal Cointelegraph berichtet, nimmt Norwegen auf der globalen Krypto-Landkarte keine besonders wichtige Position ein. Mit seinen 22 Anbietern von Blockchain-Lösungen steche das Land nicht einmal auf regionaler Ebene hervor. Da sich das Rennen um die Erprobung und Implementierung von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) jedoch täglich beschleunige, habe sich das skandinavische Land nun dafür stark gemacht, eine eigene digitale Währung einzuführen.

In den letzten Jahren hätten einige norwegische Banken angesichts der Zunahme bargeldloser Zahlungsmethoden und der Besorgnis über illegale Transaktionen mit Bargeld die Bargeldoptionen ganz abgeschafft. Trond Bentestuen, damals leitender Angestellter der norwegischen Grossbank DNB, habe schon 2016 vorgeschlagen, Bargeld als Zahlungsmittel im Land ganz abzuschaffen:

«Heute sind etwa 50 Milliarden Kronen [etwa 4,5 Milliarden Euro] im Umlauf, und Norges Bank [die Zentralbank des Landes] kann nur 40 Prozent davon nutzen. Das bedeutet, dass sich 60 Prozent der Geldverwendung jeglicher Kontrolle entziehen.»

Bereits 2015 hatte sich die andere norwegische Grossbank, Nordea, ebenfalls geweigert, Bargeld anzunehmen, so dass nur noch eine Filiale im Osloer Hauptbahnhof mit Bargeld arbeitete. Das Portal betont, dass die Abnahme der Bargeld-Euphorie in Norwegen mit einer Bitcoin-Begeisterung einherging, als die norwegische Grossbank DNB ihren Kunden den Kauf von Bitcoins über ihre mobile App ermöglichte. Plötzlich forderten lokale Gerichte, dass verurteilte Drogenhändler ihre Geldstrafen in Kryptowährungen zahlen, und lokale Zeitungen diskutierten ausführlich über Investitionen in digitale Vermögenswerte, schreibt Cointelegraph.

2022 Jahr sagte Torbjørn Hægeland, Exekutivdirektor für Finanzstabilität bei der norwegischen Zentralbank Norges Bank, dass das Projekt darauf ziele, die Verwendung von Bargeld im ganzen Land zu ersetzen:

«Vor diesem Hintergrund sind der Rückgang der Bargeldnutzung und andere strukturelle Veränderungen im Zahlungssystem die Hauptantriebskräfte für das Projekt.»

Die Versuchsphase der norwegischen digitalen Zentralbankwährung wird bis Juni 2023 dauern. Zu diesem Zeitpunkt soll die Zentralbank entscheiden, ob die Implementierung eines Prototyps notwendig ist. Im September 2022 veröffentlichte die Norges Bank den Open-Source-Code für die Ethereum-gestützte digitale Währungssandbox. Bei einer Sandbox (Sandkasten) handelt es sich um eine Art sichere Testumgebung. Diese wird in vielen Programmen genutzt, um potenziell unsichere Aktionen auszuführen. In einer Sandbox kann zudem neu programmierte Software getestet werden.

Die Sandbox, die auf dem GitHub verfügbar ist, soll eine Schnittstelle für die Interaktion mit dem Testnetzwerk bieten und Funktionen wie das Prägen, Brennen und Übertragen von ERC-20-Tokens ermöglichen. GitHub ist ein netzbasierter Dienst zur Versionsverwaltung für Software-Entwicklungsprojekte.

Cointelegraph weist darauf hin, dass sich Norwegen Ende 2022 am Projekt Icebreaker beteiligte. Dieses erforscht gemeinsam mit den Zentralbanken Israels, Norwegens und Schwedens, wie digitale Zentralbankwährungen für grenzüberschreitende Zahlungen genutzt werden können. Nach Angaben des Medienportals werden die drei Zentralbanken ihre nationalen Systeme miteinander verbinden, um zu prüfen, inwiefern dieses Projekt realisierbar ist. Der Abschlussbericht des Projekts soll bis Ende April 2023 vorliegen.

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