Horst D. Deckert

Stefan Homburg: Seriöse Zahlenanalysen statt Fakten-Tuning

Mit einem weiteren Beitrag der Reihe „Die bessere Glaskugel“ straft die GGI-Initiative die Mär, man habe es ja nicht besser gewusst, Lügen: Hätten Regierende im Jahr 2020 auf die frühzeitigen Warnungen vom Wirtschaftswissenschaftler und langjährigen Politikberater Dr. Stefan Homburg gehört, so hätte man der Bevölkerung viel Leid und Unrecht erspart. Doch gelernt hat man daraus nichts: Auch bei der nächsten Krise wird man lieber wieder auf die altbekannten „Experten“ mit gefälliger politischer Einstellung statt auf kritische Menschen wie Homburg setzen.

Presseaussendung der GGI-Initiative

Wie in einer der letzten Aussendungen beschrieben, gab es einige Regierungs-Expertinnen und -Experten, die in ihren Einschätzungen (ziemlich) daneben lagen und ihre Ansichten im Laufe der Zeit oft revidieren oder anpassen mussten. Auf der anderen Seite gab es kritische Menschen, deren Einschätzungen sich seit 2020 praktisch nicht geändert und mittlerweile durchwegs bestätigt haben. In einer vernünftigen Welt würden diejenigen zukünftig zurate gezogen werden, die am Ende Recht behielten. Unter der Rubrik „Die bessere Glaskugel“ holen wir sie vor den Vorhang. Einer davon war Stefan Homburg, der im April 2020 im Wesentlichen dasselbe erklärte, wie heute.

Hilfsgelder und Profiteure

Der Wirtschaftswissenschafter, langjährige Politikberater und Professor für Öffentliche Finanzen an der Universität Hannover Stefan Homburg ist im April 2020 erstmals kritisch öffentlich aufgetreten. In einem Interview mit dem Rundblick Niedersachsen und danach in einem Gastbeitrag in Die Welt hat er bereits vorausgeahnt, wer von den plötzlich eingesetzten staatlichen Hilfsgeldern besonders profitieren würde – neben Herstellern von Medizingeräten auch Glücksritter und Subventionsjäger. Zusätzlich zeigte er sich damals schon erschrocken darüber, wie leichtfertig eine große Mehrheit der Bevölkerung die massiven Eingriffe in ihre Eigentums- und Freiheitsrechte durch Lockdowns und weitreichende Schließungen hinnahm.

Homburg sollte recht behalten, womöglich auf drastischere Weise, als er sich das damals selbst ausgemalt hatte. Die ausufernden Corona-Tests in Deutschland, und noch extremer in Österreich, riefen besagte Glücksritter auf den Plan, wie etwa Hersteller von Corona-Tests, von chirurgischen und FFP2-Masken oder auch Testzentren-Betreiber und Auswertungslabore.

Das Beispiel Schweden

In weiteren frühen Interviews forderte Homburg das Ende von Lockdowns und Schulschließungen. Er hatte rasch erkannt, dass Schweden den richtigeren Weg eingeschlagen hatte – mit Bedacht und Vorsicht, aber ohne Massenpanik zu schüren. Die Maßnahmen identifizierte er schnell als politisch motiviert. Aufgrund seiner Faktenanalysen interpretierte er die überzogenen Corona-Maßnahmen als Wissenschafts-, Medien- und Politikversagen.

Berühmt auf Twitter

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Homburg ab Mai 2020 durch seine Aktivität auf X (vormals Twitter) bekannt. Er analysierte verfügbare Zahlen zur Corona-Krise, setzte sie in Beziehung und kritisierte deren Interpretation durch die Politik. Unter anderem erklärte er den Unterschied zwischen exponentiellem und logistischem Wachstum. Exponentiell bedeutet vereinfacht gesagt ein immer schnelleres Wachstum bis in alle Ewigkeit. Dies wurde der Allgemeinheit bei Viren als gegeben verkauft, ist allerdings falsch. Eine logistische Kurve steigt zunächst exponentiell an, fällt aber nach Erreichen eines Höhepunkts im gleichen Ausmaß wieder ab. Dies beschreibt die Ausbreitung von Viren deutlich präziser.

Nebenbei hatte er erkannt, dass der Reproduktionsfaktor (auch als R-Wert bekannt) vor Inkrafttreten des ersten Lockdowns in Deutschland bereits unter 1 gefallen war. Die Ausbreitung war also bereits rückläufig. Argumente, wonach der R-Wert ohne Lockdown auf über 1 steigen könnte, waren bereits aus damaliger Sicht korrekterweise blanke Spekulation.

Weitere Einsichten hat Homburg in seinem Buch “Corona-Getwitter” dokumentiert.

Schlussfolgerung

Es werden weitere Krisen kommen. Die Politik wäre gut beraten, das Wohl der Bevölkerung an erste Stelle zu setzen – so wie es in einer Demokratie vorgesehen ist. Das bedeutet aber auch, sich mit dem eigenen Versagen auseinanderzusetzen und es zukünftig besser zu machen.

Vor allem aber bedeutet es, die richtigen Expertinnen und Experten zukünftig zurate zu ziehen. Es ist bezeichnend und verräterisch, dass Regierungsvertreter und -experten bis heute den Diskurs mit den frühen Maßnahmenkritikern verweigern. Stattdessen setzt man nach wie vor auf Diffamierungen, obwohl sich viele der kritischen Positionen mittlerweile durchgesetzt haben. Ernstzunehmen ist dieses Verhalten nicht mehr – und das durchschaut mittlerweile auch der Großteil der Bevölkerung.

Literaturangaben

Homburg S. Corona-Getwitter: Chronik einer Wissenschafts-, Medien- und Politikkrise (Aufl 1). Weltbuch Verlag, 2022. ISBN: 978-3907347003

Homburg S. Prof. Dr. Stefan Homburg. Prof. Dr. Stefan Homburg, 2024. online: https://tinyurl.com/2hb34kac

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