Horst D. Deckert

Temperaturen in der nördlichen Hemisphäre könnten in den nächsten 25 Jahren sinken

Die nördliche Hemisphäre könnte bis in die 2050er Jahre in eine Phase der Abkühlung mit bis zu 0,3°C weniger eintreten. In der Folge wird sich auch der Rest des Globus abkühlen. Dies ist die Schlussfolgerung einer letztes Jahr veröffentlichten und von den Mainstream-Medien ignorierten Studie.

Die Arbeit wurde von sechs internationalen Spitzenwissenschaftlern unter der Leitung von Nour-Eddine Omrani vom norwegischen Bjerknes Centre for Climate Research durchgeführt und in der Fachzeitschrift Nature Climate and Atmospheric Science veröffentlicht. Darüber berichtet Chris Morrison im Daily Sceptic.

Laut dieser Studie schwächt sich die Nordatlantische Multidekadische Oszillation ab, eine wichtige Meeresströmung, die wärmeres Wasser in die Arktis pumpt. Das führt im Nordatlantik zu niedrigeren Temperaturen, wie sie im Zeitraum von 1950 bis 1970 beobachtet wurden.

Morrison zufolge bestätigen die aktuellen Beobachtungen diese Vermutungen. Wie vor kurzem berichtet, geht das arktische Sommer-Meereis seit etwa einem Jahrzehnt nicht mehr zurück; es ist in letzter Zeit wieder gewachsen. Der grönländische Eisschild wuchs in einem Jahr bis August 2022 um fast 500 Milliarden Tonnen, was fast dem geschätzten jährlichen Verlust entspricht.

Interessanterweise führen die sechs Wissenschaftler einen Teil der globalen Erwärmung immer noch auf menschliche Ursachen zurück. Die nördliche Hemisphäre ist durch «mehrere multidekadische Klimatrends gekennzeichnet, die dem anthropogenen Klimawandel zugeschrieben werden». Mit ihrer Arbeit, die eine 30-jährige globale Abkühlung vorhersagt, positionieren sie sich jedoch ausserhalb der «feststehenden» Meinung, laut der das vom Menschen erzeugte Kohlendioxid die wichtigste – möglicherweise die einzige – Determinante der globalen und lokalen Temperaturen ist.

Hauptautor Omrani zufolge gibt uns die erwartete Pause in der Erwärmung Zeit, um «technische, politische und wirtschaftliche Lösungen vor der nächsten Warmphase auszuarbeiten, die ab 2050 wieder einsetzen wird».

Morrison macht auch darauf aufmerksam, dass dem weltweiten Temperaturanstieg vor etwa zwei Jahrzehnten die Luft ausgegangen ist. Genaue Satellitenaufzeichnungen zeigen eine Pause von etwa 2000 bis 2012 und eine aktuelle, seit über acht Jahren andauernde Pause. Man könnte laut dem Umweltredaktor argumentieren, dass die einzige wirkliche Erwärmung seit über 20 Jahren durch eine besonders starke natürliche El-Niño-Oszillation in der Mitte des letzten Jahrzehnts verursacht wurde.

Problematisch ist, dass bei Oberflächendaten, die von Einrichtungen wie dem britischen Met Office verwaltet werden, rückwirkend eine Erwärmung hinzugefügt wurde. Ausserdem gibt es immer mehr Zweifel an Aufzeichnungen aufgrund massiver Temperaturverzerrungen, die durch das Wachstum von Städten und Gemeinden auf der ganzen Welt verursacht werden – der sogenannte Urban Heat Island Effect.

In der Omrani-Studie geht es um die Auswirkungen der zyklischen und natürlichen nordatlantischen Multidekaden-Oszillation (AMO). Beobachtungen und Aufzeichnungen, die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurückreichen, haben enorme Veränderungen des arktischen Meereises gezeigt. Es scheint, dass die AMO eine entscheidende Rolle bei diesen Veränderungen spielt. Eine der wichtigsten Prognosen der Arbeit lautet: «Weitere Abschwächung der Nordatlantischen Oszillation, Abkühlung des Nordatlantiks und Unterbrechung der winterlichen Meereisbildung im Nordatlantik und weltweite Oberflächentemperaturen wie in den 1950er bis 1970er Jahren.» Damit könnte die globale Temperatur also um bis zu 0,3 °C sinken.

Wie Morrison feststellt, werden wissenschaftliche Erkenntnisse, die den Anteil des vom Menschen verursachten CO2 herunterspielen, in der akademischen Welt, in der Politik und in den Medien weitgehend ignoriert. Doch selbst einige Wissenschaftler, die einen beträchtlichen anthropogenen Beitrag behaupten, erkennen die Rolle an, die natürliche atmosphärische Faktoren in einem sich ständig verändernden Klima spielen.

Skeptischere Wissenschaftler wie der emeritierte Professor Richard Lindzen vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben ein intellektuelles Problem damit, alle oder die meisten Veränderungen der globalen Temperaturen auf ein einziges atmosphärisches Spurengas zu schieben. Lindzen lehnt diese «eindimensionale» Sichtweise des Klimas ab. Er gehört zu den Klimawissenschaftlern, die der Meinung sind, dass Temperaturschwankungen durch dynamische Wärmeströme in der Atmosphäre und den Ozeanen verursacht werden, die wiederum durch Temperaturunterschiede in den Breitengraden bedingt sind.

Für Lindzen ist es «absurd» anzunehmen, dass der kleine Beitrag von CO2 der steuernde Faktor für Temperaturänderungen in unserem komplexen dreidimensionalen Klima ist. Es scheint, dass die Wissenschaftler, je mehr sie nachforschen, desto mehr verstehen, dass die Atmosphäre und das von ihr erzeugte Klima eine immens komplexe Umgebung ist, die von vielen weitreichenden natürlichen Einflüssen beeinflusst wird.

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Chris Morrison ist Umweltredakteur des Daily Sceptic.

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