Kategorie: Nachrichten
John Mearsheimer sagt, dass die Probleme Europas gerade erst beginnen
Einblicke von Professor John Mearsheimer
In einer aktuellen Diskussion über globale Geopolitik ging Professor John Mearsheimer, ein prominenter Vertreter des Realismus in den Internationalen Beziehungen, auf den prekären Zustand der Ukraine, die Rolle Europas im laufenden Konflikt und die weitreichenden Implikationen für die internationale Ordnung ein.
Im Gespräch mit Richter Andrew Napolitano wurden zwar auch Themen aus dem Nahen Osten und der US-Außenpolitik angesprochen, der Schwerpunkt lag jedoch auf der Frage, ob Europa in der Lage ist, die Ukraine zu stützen, während sich die Prioritäten der USA verschieben. Mearsheimers Analyse zeichnet ein düsteres Bild, das von strukturellen Problemen, historischen Fehlentscheidungen und einem drohenden russischen Sieg geprägt ist.
Naher Osten und Netanjahus Machterhalt
Das Gespräch begann mit einem Abstecher in die Spannungen im Nahen Osten und der Entschlossenheit des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, an der Macht festzuhalten. Trotz laufender Anklagen und der Folgen der Anschläge vom 7. Oktober hat Netanyahu seine Amtszeit brillant verlängert.
Berichten zufolge übt er Druck auf Präsident Herzog aus, um eine Begnadigung zu erhalten, die ihm erlaubt, im Amt zu bleiben, ohne Schuld einzugestehen – ein Vorgehen, das zu seiner langjährigen Überlebensstrategie passt. Mearsheimer betonte, dass Netanyahus Widerstandsfähigkeit bemerkenswert sei, angesichts der verheerenden Niederlage, die Israel an jenem Tag erlitten hat, und dass er keinerlei Absicht zeige, zurückzutreten, solange kein Deal seine Position absichert.
Gaza, US-Pläne und koloniale Strukturen
Im Hinblick auf Gaza kritisierte das Gespräch vorgeschlagene, von den USA unterstützte Pläne. Arabische Staatschefs sollen die Beteiligung von Tony Blair an Friedensinitiativen strikt abgelehnt haben, insbesondere Gerüchte, er könne als eine Art „Gouverneur“ von Gaza fungieren.
Blairs häufige Besuche bei Netanyahu seit dem 7. Oktober unterstreichen seine enge Verbindung zur israelischen Führung und werfen Fragen zur Neutralität auf. Mearsheimer beschrieb das Vorhaben als koloniales Unterfangen, bei dem US-Verhandler wie Steve Witkoff und Jared Kushner – beide überzeugte Zionisten – einen Plan vorantreiben, der den Palästinensern keinerlei Selbstbestimmung einräumt.
Stattdessen sieht das Konzept europäische Verwaltung, nominelle US-Kontrolle und arabische oder islamische Truppen zur Sicherung vor – ein Modell, das zum Scheitern verurteilt sei. Länder wie Pakistan und Indonesien haben bereits erklärt, sie würden keine Friedenstruppen entsenden, solange die Hamas nicht entwaffnet sei – ein unwahrscheinliches Szenario angesichts fehlender politischer Perspektiven für die Palästinenser.
Waffenstillstände, Lobbyeinfluss und Rechtsstaatlichkeit
Waffenstillstandsverletzungen verschärfen die Lage weiter. Israel bricht Abkommen sowohl in Gaza als auch im Libanon fortlaufend, während die USA bedingungslose Unterstützung durch Finanzierung, Ausrüstung und diplomatische Abschirmung gewähren.
Mearsheimer führte dies auf einflussreiche Lobbys zurück, die sowohl Präsident Trump als auch den Kongress beherrschen und Israel faktisch straffrei handeln lassen. Parallelen wurden zur US-Politik in der Karibik gezogen, wo Einsätze der Küstenwache gegen mutmaßliche Drogenboote zu umstrittenen Tötungen ohne ordentliches Verfahren geführt haben.
Senator Rand Paul verurteilte diese als inkonsistent und fehleranfällig mit einer geschätzten Fehlerrate von 20 Prozent. Er betonte die Notwendigkeit von Festnahmen statt Hinrichtungen und hob damit ein generelles Missachten der Rechtsstaatlichkeit hervor.
US-Regierungen und der Umgang mit Recht
Mearsheimer unterstrich die Bedeutung der Einhaltung rechtlicher Normen, sowohl national als auch international. Zwar erkenne er an, dass nationale Sicherheit gelegentlich Gesetzesverstöße erfordere, kritisierte er jedoch die lässige Haltung gegenüber dem Recht unter den jüngsten US-Regierungen.
Die Biden-Administration habe die Vorzüge einer regelbasierten Ordnung gepredigt, sie aber gleichzeitig mit Füßen getreten, während Trumps Ansatz offener ablehnend sei und internationales Recht ignoriere.
Trumps Widersprüche und politische Unberechenbarkeit
Trumps erratische Aussagen verstärken die Unvorhersehbarkeit. In einem Fall stimmte er zunächst der Veröffentlichung von Videomaterial eines zweiten Bootangriffs in der Karibik zu – Aufnahmen, die Überlebende zeigen, die sich an Trümmer klammern, bevor sie getötet werden –, nur um später zu leugnen, dies gesagt zu haben, und Reporter anzugreifen.
Solche Widersprüche erschweren die Einschätzung seiner Absichten erheblich.
Die Ukraine-Krise und die NATO-Osterweiterung
Bei Europa und der Ukraine führte Mearsheimer die Wurzeln der Krise auf das Ende des Kalten Krieges zurück. Als die Sowjetunion den Warschauer Pakt auflöste, blieben die USA in der NATO, um als „Bändigungsmechanismus“ in Westeuropa zu wirken und Instabilität nach der deutschen Wiedervereinigung zu verhindern.
Diese Konstellation war für alle Seiten akzeptabel, auch für die Sowjets, die in der US-Präsenz einen Dämpfer für ein mögliches deutsches Wiedererstarken sahen. Das eigentliche Problem entstand mit der NATO-Osterweiterung trotz gegenteiliger Zusagen. Die Entscheidung der Clinton-Regierung von 1994, die Allianz auszuweiten, legte den Grundstein für den heutigen Konflikt.
Wäre die Erweiterung vor der Ukraine gestoppt worden, so Mearsheimer, könnte Europa heute friedlich sein.
Europas düstere Zukunft
Europas Zukunft erscheint aus zwei Hauptgründen düster. Erstens steuert der Ukraine-Krieg auf einen „hässlichen Sieg“ Russlands zu, der die Ukraine verwüstet zurücklassen und die Beziehungen zu Moskau dauerhaft vergiften wird. Selbst nach einem Waffenstillstand könnten Konfliktherde in Osteuropa jederzeit wieder aufflammen.
Zweitens vollzieht die USA einen Pivot nach Asien und sieht in China die größte Bedrohung, wie im neuen nationalen Sicherheitskonzept der Trump-Regierung festgehalten. Dieser Schwenk könnte die NATO aushöhlen oder gar zum Kollaps bringen und die Europäer zwingen, ihre Sicherheit selbst zu organisieren – ein Szenario, das sie zutiefst fürchten.
Mearsheimer, der kürzlich vor dem Europäischen Parlament sprach, warnte, dass Europa ohne US-Unterstützung seine Sicherheitsarchitektur verlieren würde.
Aktuelle Entwicklungen und begrenzter europäischer Einfluss
Aktuelle Ereignisse unterstreichen die Dringlichkeit. Ein britischer Soldat wurde bei einem Trainingsunfall in der Ukraine getötet, obwohl britische Spezialkräfte bereits zuvor Verluste erlitten haben sollen, die nicht gemeldet wurden.
Mearsheimer sah darin keinen Einfluss auf die russische Strategie: Moskau sei sich begrenzter westlicher Präsenz bewusst und konzentriere sich auf den Kampf am Boden. Großbritannien und andere Europäer setzen keine nennenswerten Truppen ein, weshalb solche Vorfälle strategisch irrelevant bleiben.
Europäische Gipfel und finanzielle Sackgassen
Bei einem Treffen in London beriet sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit dem britischen Premierminister Keir Starmer, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz.
Mit steigenden Steuern, begrenzten Kreditmöglichkeiten und blockierten russischen Vermögenswerten in belgischen Banken sind die Optionen begrenzt. Mearsheimer vermutete, dass die Europäer Selenskyj aufforderten, die Front zu halten, während sie versuchen, an die eingefrorenen Gelder – potenziell über 100 Milliarden Dollar – heranzukommen, um den Krieg fortzusetzen.
Die Europäer bleiben entschlossen und hoffen weiterhin auf einen russischen Zusammenbruch, obwohl Mearsheimer dies als illusorisch ansieht.
Schuldzuweisungen und das drohende Ende
Trumps Rhetorik schürt zusätzliche Unsicherheit. Er äußerte Misstrauen gegenüber den Europäern und erwog, die Ukraine fallen zu lassen, wobei seine Aussagen oft widersprüchlich sind.
Mearsheimer interpretierte die Lage als Schuldspiel: Angesichts der drohenden Niederlage der Ukraine will niemand die Verantwortung übernehmen. Trump könnte die Schuld abwälzen, indem er die Verantwortung Europa zuschiebt und begrenzte Hilfe leistet, um nicht allein verantwortlich gemacht zu werden. Die Europäer wiederum wollen bis zum letzten Ukrainer kämpfen, um die Schuld Trump zuschieben zu können.
Diese Niederlage, so Mearsheimer, sei katastrophal – kein kleiner Rückschlag wie in Afghanistan, sondern ein großer Konflikt, in dem die NATO gegen Russland stand.
Illusionen über Friedenspläne
Trumps bizarre Behauptung, Selenskyj habe einen 28-Punkte-Friedensvorschlag noch nicht gelesen, obwohl seine Berater ihn angeblich unterstützten und Russland einverstanden sei, wurde scharf zurückgewiesen.
Mearsheimer widersprach entschieden: Weder Russland noch die Ukrainer – einschließlich Selenskyj – akzeptieren den Plan, und ein gangbarer Deal existiert nicht. Selenskyj lehnte ihn nach dem Treffen mit den europäischen Führern öffentlich ab.
Globale Verschiebungen und Schlussfolgerung
Das Gespräch endete mit Mearsheimers bevorstehendem Japan-Besuch, bei dem er über den US-chinesischen Wettbewerb, die Spannungen zwischen Japan und China sowie Japans Navigation in den gefährlichen Gewässern der ostasiatischen Sicherheit sprechen wird.
Während sich die USA nach Osten orientieren, unterstreichen solche Termine die sich verändernden globalen Prioritäten und lassen Europa mit seinen Schwächen allein.
Zusammenfassend ist Mearsheimers Einschätzung ernüchternd: Europa fehlen die Ressourcen, die Einheit und die US-Unterstützung, um die Ukraine zu „retten“. Das unausweichliche Kriegsende und die transatlantischen Spannungen deuten auf ein fragmentiertes, unsicheres Europa hin. Ohne radikales Umdenken bleiben die Aussichten auf Frieden düster.
Die Lösung des Konflikts ist ein gegenseitiges Sicherheitsabkommen
Paul Craig Roberts
Bundeskanzler Friedrich Merz warnt, dass Russlands Präsident Putin den Krieg nicht beenden wird, sollte die Ukraine fallen. Er entsendet deutsche Soldaten, um Polen bei der Verteidigung seiner Grenzen zu Belarus und Kaliningrad zu unterstützen. (>LINK)
Unterdessen debattiert die Europäische Union über die Beschlagnahme der illegal eingefrorenen russischen Vermögenswerte. Wenn Europa eine russische Invasion fürchtet, warum sollte es diese provozieren, indem es Geld von Russland stiehlt? (>LINK)
Der ungarische Ministerpräsident Orbán erklärt, der Diebstahl russischer Gelder käme einer Kriegserklärung gleich. Dies bedeute, dass ein Konflikt seinen Ursprung in einer europäischen Aggression gegen Russland hätte. (>LINK)
Die Aussagen und die Politik europäischer Regierungen sind unsinnig. Wenn Bundeskanzler Merz eine russische Invasion Europas befürchtet, warum lehnt er dann Putins langjähriges Angebot eines Sicherheitsabkommens ab? Anstatt Europa feindselig zu begegnen, hat Putin wiederholt ein Sicherheitsabkommen gefordert, das die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen normalisiert. Würde ein intelligenter Mensch, der eine Invasion seines Landes fürchtet, diese durch feindselige Aktionen gegen den vermeintlichen Angreifer provozieren oder das Angebot eines Sicherheitsabkommens und der Normalisierung der Beziehungen annehmen?
Der Widerspruch zwischen den von Bundeskanzler Merz geäußerten Befürchtungen und seinem Handeln ist unerklärlich. Gibt es denn in Europa keine Intelligenz?
Die russisch-amerikanische „Neue Entspannung“ könnte die globale Wirtschaftsarchitektur revolutionieren
Andrew Korybko
China würde darin nicht länger die zentrale Rolle einnehmen. Das würde den USA und ihren asiatischen Verbündeten helfen, besser mit China zu konkurrieren, während Russland aufgrund der Bedeutung seiner strategischen Ressourcen in diesem neuen Paradigma von der Peripherie der bestehenden Architektur näher an deren Kern rücken würde.
In dieser Analyse zu „Wie eine Annäherung an Russland den USA hilft, ihre Ziele gegenüber China voranzubringen“ wurde erläutert, dass gemeinsame Investitionen in strategische Ressourcen nach dem Ende des Ukraine-Konflikts – insbesondere in Energie und kritische Mineralien – den USA dabei helfen können, wirtschaftlich mit China zu konkurrieren. Diese Vision steht im Einklang mit dem neuen Nationalen Sicherheitsstrategie-Dokument (NSS), das den Fokus auf die Sicherung kritischer Rohstoff-Lieferketten legt, und könnte perspektivisch ausgeweitet werden, um auch die Verbündeten der USA dabei zu unterstützen und so ihre Ziele weiter voranzubringen.
Schließlich geht es im Großteil des Asien-Abschnitts der NSS nicht um den militärischen Wettbewerb der USA mit China (auch wenn ein Unterabschnitt die Abschreckungsbemühungen in Taiwan und im Südchinesischen Meer beschreibt), sondern um den wirtschaftlichen Wettbewerb und darum, wie die Verbündeten der USA dem Westen helfen können, mit der Volksrepublik Schritt zu halten. Das Dokument schlägt sogar eine gemeinsame Zusammenarbeit „in Bezug auf kritische Mineralien in Afrika“ vor, um die kollektive Abhängigkeit von den entsprechenden chinesischen Lieferketten schrittweise zu reduzieren und letztlich zu beseitigen.
Angesichts des Reichtums Russlands an Vorkommen kritischer Mineralien, der zentralen Rolle, die deren Erschließung voraussichtlich in der „Neuen Entspannung“ spielen wird, sowie der Bedeutung dieser Investitionen für das Vorantreiben der NSS-Ziele der USA gegenüber China, ist es möglich, dass entsprechende Projekte auch die asiatischen Verbündeten der USA einbeziehen. Dies könnte in Form von sektoralen Ausnahmen von sekundären US-Sanktionen für Indien, Japan, Südkorea, Taiwan und andere erfolgen – als Belohnung für Russlands Einhaltung eines Friedensabkommens zur Ukraine und als Anreiz für gemeinsame Investitionen.
Dies würde nicht nur den USA und ihren asiatischen Verbündeten helfen, ihre kollektive Abhängigkeit von Chinas Lieferketten für kritische Mineralien zu verringern, sondern auch das Szenario verhindern, dass Russland übermäßig abhängig von China wird – und damit den Interessen beider Seiten gegenüber China dienen. Darüber hinaus könnten die vorgeschlagenen sektoralen Ausnahmen von sekundären Sanktionen auch auf Energie und Technologie ausgeweitet werden. Dies würde den Zugang zum russischen Mega-Projekt Arctic LNG 2 ermöglichen und zugleich Russlands Abhängigkeit von chinesischen Chips verringern.
Die daraus entstehende komplexe strategische Interdependenz wäre für beide Seiten von Vorteil. Der Druck der USA auf Russland entlang seiner westlichen (Europa), nördlichen (Arktis), östlichen (Ostasien) und potenziell auch südlichen Flanken (Südkaukasus und Zentralasien, wie hier vorgeschlagen) würde aufgrund der neu gewonnenen Bedeutung Russlands für die nationale Sicherheit stark abnehmen – eine Bedeutung, die sich aus seiner unersetzlichen Rolle bei strategischen Ressourcen und den damit verbundenen Lieferketten ergibt. Russland strebt dies seit Jahrzehnten an, und es könnte nun endlich in Reichweite sein.
Gleichzeitig hätte Russland einen starken Anreiz, ein von den USA vermitteltes Friedensabkommen zur Ukraine einzuhalten, um dieses Ergebnis aufrechtzuerhalten. Dies würde ebenfalls das Szenario vermeiden, dass Russland übermäßig von China abhängig wird, während es zugleich greifbare wirtschaftliche Vorteile bringt. Die USA und ihre asiatischen Verbündeten würden Russland im Wesentlichen dafür bezahlen, das Abkommen einzuhalten und seine faktische Entente mit China – in der es eines Tages zum Juniorpartner werden könnte – in nur eine von mehreren nahezu gleichwertigen strategischen Partnerschaften zu verwandeln.
Auf diese Weise könnte die wiedererstarkende russisch-amerikanische „Neue Entspannung“ die globale Wirtschaftsarchitektur revolutionieren, indem sie Chinas zentrale Stellung darin aufhebt. Das würde den USA und ihren asiatischen Verbündeten helfen, besser mit China zu konkurrieren – entsprechend ihrem gemeinsamen Ziel – mithilfe der Unterstützung, die Russland dabei leisten würde. Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass Russland aufgrund der Bedeutung seiner strategischen Ressourcen in diesem Paradigma ebenfalls von der Peripherie der bestehenden globalen Wirtschaftsarchitektur näher an deren Kern rücken würde und damit sein großes wirtschaftliches Ziel verwirklichen könnte.
John Mearsheimer sagt, dass die Probleme Europas gerade erst beginnen
Einblicke von Professor John Mearsheimer
In einer aktuellen Diskussion über globale Geopolitik ging Professor John Mearsheimer, ein prominenter Vertreter des Realismus in den Internationalen Beziehungen, auf den prekären Zustand der Ukraine, die Rolle Europas im laufenden Konflikt und die weitreichenden Implikationen für die internationale Ordnung ein.
Im Gespräch mit Richter Andrew Napolitano wurden zwar auch Themen aus dem Nahen Osten und der US-Außenpolitik angesprochen, der Schwerpunkt lag jedoch auf der Frage, ob Europa in der Lage ist, die Ukraine zu stützen, während sich die Prioritäten der USA verschieben. Mearsheimers Analyse zeichnet ein düsteres Bild, das von strukturellen Problemen, historischen Fehlentscheidungen und einem drohenden russischen Sieg geprägt ist.
Naher Osten und Netanjahus Machterhalt
Das Gespräch begann mit einem Abstecher in die Spannungen im Nahen Osten und der Entschlossenheit des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, an der Macht festzuhalten. Trotz laufender Anklagen und der Folgen der Anschläge vom 7. Oktober hat Netanyahu seine Amtszeit brillant verlängert.
Berichten zufolge übt er Druck auf Präsident Herzog aus, um eine Begnadigung zu erhalten, die ihm erlaubt, im Amt zu bleiben, ohne Schuld einzugestehen – ein Vorgehen, das zu seiner langjährigen Überlebensstrategie passt. Mearsheimer betonte, dass Netanyahus Widerstandsfähigkeit bemerkenswert sei, angesichts der verheerenden Niederlage, die Israel an jenem Tag erlitten hat, und dass er keinerlei Absicht zeige, zurückzutreten, solange kein Deal seine Position absichert.
Gaza, US-Pläne und koloniale Strukturen
Im Hinblick auf Gaza kritisierte das Gespräch vorgeschlagene, von den USA unterstützte Pläne. Arabische Staatschefs sollen die Beteiligung von Tony Blair an Friedensinitiativen strikt abgelehnt haben, insbesondere Gerüchte, er könne als eine Art „Gouverneur“ von Gaza fungieren.
Blairs häufige Besuche bei Netanyahu seit dem 7. Oktober unterstreichen seine enge Verbindung zur israelischen Führung und werfen Fragen zur Neutralität auf. Mearsheimer beschrieb das Vorhaben als koloniales Unterfangen, bei dem US-Verhandler wie Steve Witkoff und Jared Kushner – beide überzeugte Zionisten – einen Plan vorantreiben, der den Palästinensern keinerlei Selbstbestimmung einräumt.
Stattdessen sieht das Konzept europäische Verwaltung, nominelle US-Kontrolle und arabische oder islamische Truppen zur Sicherung vor – ein Modell, das zum Scheitern verurteilt sei. Länder wie Pakistan und Indonesien haben bereits erklärt, sie würden keine Friedenstruppen entsenden, solange die Hamas nicht entwaffnet sei – ein unwahrscheinliches Szenario angesichts fehlender politischer Perspektiven für die Palästinenser.
Waffenstillstände, Lobbyeinfluss und Rechtsstaatlichkeit
Waffenstillstandsverletzungen verschärfen die Lage weiter. Israel bricht Abkommen sowohl in Gaza als auch im Libanon fortlaufend, während die USA bedingungslose Unterstützung durch Finanzierung, Ausrüstung und diplomatische Abschirmung gewähren.
Mearsheimer führte dies auf einflussreiche Lobbys zurück, die sowohl Präsident Trump als auch den Kongress beherrschen und Israel faktisch straffrei handeln lassen. Parallelen wurden zur US-Politik in der Karibik gezogen, wo Einsätze der Küstenwache gegen mutmaßliche Drogenboote zu umstrittenen Tötungen ohne ordentliches Verfahren geführt haben.
Senator Rand Paul verurteilte diese als inkonsistent und fehleranfällig mit einer geschätzten Fehlerrate von 20 Prozent. Er betonte die Notwendigkeit von Festnahmen statt Hinrichtungen und hob damit ein generelles Missachten der Rechtsstaatlichkeit hervor.
US-Regierungen und der Umgang mit Recht
Mearsheimer unterstrich die Bedeutung der Einhaltung rechtlicher Normen, sowohl national als auch international. Zwar erkenne er an, dass nationale Sicherheit gelegentlich Gesetzesverstöße erfordere, kritisierte er jedoch die lässige Haltung gegenüber dem Recht unter den jüngsten US-Regierungen.
Die Biden-Administration habe die Vorzüge einer regelbasierten Ordnung gepredigt, sie aber gleichzeitig mit Füßen getreten, während Trumps Ansatz offener ablehnend sei und internationales Recht ignoriere.
Trumps Widersprüche und politische Unberechenbarkeit
Trumps erratische Aussagen verstärken die Unvorhersehbarkeit. In einem Fall stimmte er zunächst der Veröffentlichung von Videomaterial eines zweiten Bootangriffs in der Karibik zu – Aufnahmen, die Überlebende zeigen, die sich an Trümmer klammern, bevor sie getötet werden –, nur um später zu leugnen, dies gesagt zu haben, und Reporter anzugreifen.
Solche Widersprüche erschweren die Einschätzung seiner Absichten erheblich.
Die Ukraine-Krise und die NATO-Osterweiterung
Bei Europa und der Ukraine führte Mearsheimer die Wurzeln der Krise auf das Ende des Kalten Krieges zurück. Als die Sowjetunion den Warschauer Pakt auflöste, blieben die USA in der NATO, um als „Bändigungsmechanismus“ in Westeuropa zu wirken und Instabilität nach der deutschen Wiedervereinigung zu verhindern.
Diese Konstellation war für alle Seiten akzeptabel, auch für die Sowjets, die in der US-Präsenz einen Dämpfer für ein mögliches deutsches Wiedererstarken sahen. Das eigentliche Problem entstand mit der NATO-Osterweiterung trotz gegenteiliger Zusagen. Die Entscheidung der Clinton-Regierung von 1994, die Allianz auszuweiten, legte den Grundstein für den heutigen Konflikt.
Wäre die Erweiterung vor der Ukraine gestoppt worden, so Mearsheimer, könnte Europa heute friedlich sein.
Europas düstere Zukunft
Europas Zukunft erscheint aus zwei Hauptgründen düster. Erstens steuert der Ukraine-Krieg auf einen „hässlichen Sieg“ Russlands zu, der die Ukraine verwüstet zurücklassen und die Beziehungen zu Moskau dauerhaft vergiften wird. Selbst nach einem Waffenstillstand könnten Konfliktherde in Osteuropa jederzeit wieder aufflammen.
Zweitens vollzieht die USA einen Pivot nach Asien und sieht in China die größte Bedrohung, wie im neuen nationalen Sicherheitskonzept der Trump-Regierung festgehalten. Dieser Schwenk könnte die NATO aushöhlen oder gar zum Kollaps bringen und die Europäer zwingen, ihre Sicherheit selbst zu organisieren – ein Szenario, das sie zutiefst fürchten.
Mearsheimer, der kürzlich vor dem Europäischen Parlament sprach, warnte, dass Europa ohne US-Unterstützung seine Sicherheitsarchitektur verlieren würde.
Aktuelle Entwicklungen und begrenzter europäischer Einfluss
Aktuelle Ereignisse unterstreichen die Dringlichkeit. Ein britischer Soldat wurde bei einem Trainingsunfall in der Ukraine getötet, obwohl britische Spezialkräfte bereits zuvor Verluste erlitten haben sollen, die nicht gemeldet wurden.
Mearsheimer sah darin keinen Einfluss auf die russische Strategie: Moskau sei sich begrenzter westlicher Präsenz bewusst und konzentriere sich auf den Kampf am Boden. Großbritannien und andere Europäer setzen keine nennenswerten Truppen ein, weshalb solche Vorfälle strategisch irrelevant bleiben.
Europäische Gipfel und finanzielle Sackgassen
Bei einem Treffen in London beriet sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit dem britischen Premierminister Keir Starmer, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz.
Mit steigenden Steuern, begrenzten Kreditmöglichkeiten und blockierten russischen Vermögenswerten in belgischen Banken sind die Optionen begrenzt. Mearsheimer vermutete, dass die Europäer Selenskyj aufforderten, die Front zu halten, während sie versuchen, an die eingefrorenen Gelder – potenziell über 100 Milliarden Dollar – heranzukommen, um den Krieg fortzusetzen.
Die Europäer bleiben entschlossen und hoffen weiterhin auf einen russischen Zusammenbruch, obwohl Mearsheimer dies als illusorisch ansieht.
Schuldzuweisungen und das drohende Ende
Trumps Rhetorik schürt zusätzliche Unsicherheit. Er äußerte Misstrauen gegenüber den Europäern und erwog, die Ukraine fallen zu lassen, wobei seine Aussagen oft widersprüchlich sind.
Mearsheimer interpretierte die Lage als Schuldspiel: Angesichts der drohenden Niederlage der Ukraine will niemand die Verantwortung übernehmen. Trump könnte die Schuld abwälzen, indem er die Verantwortung Europa zuschiebt und begrenzte Hilfe leistet, um nicht allein verantwortlich gemacht zu werden. Die Europäer wiederum wollen bis zum letzten Ukrainer kämpfen, um die Schuld Trump zuschieben zu können.
Diese Niederlage, so Mearsheimer, sei katastrophal – kein kleiner Rückschlag wie in Afghanistan, sondern ein großer Konflikt, in dem die NATO gegen Russland stand.
Illusionen über Friedenspläne
Trumps bizarre Behauptung, Selenskyj habe einen 28-Punkte-Friedensvorschlag noch nicht gelesen, obwohl seine Berater ihn angeblich unterstützten und Russland einverstanden sei, wurde scharf zurückgewiesen.
Mearsheimer widersprach entschieden: Weder Russland noch die Ukrainer – einschließlich Selenskyj – akzeptieren den Plan, und ein gangbarer Deal existiert nicht. Selenskyj lehnte ihn nach dem Treffen mit den europäischen Führern öffentlich ab.
Globale Verschiebungen und Schlussfolgerung
Das Gespräch endete mit Mearsheimers bevorstehendem Japan-Besuch, bei dem er über den US-chinesischen Wettbewerb, die Spannungen zwischen Japan und China sowie Japans Navigation in den gefährlichen Gewässern der ostasiatischen Sicherheit sprechen wird.
Während sich die USA nach Osten orientieren, unterstreichen solche Termine die sich verändernden globalen Prioritäten und lassen Europa mit seinen Schwächen allein.
Zusammenfassend ist Mearsheimers Einschätzung ernüchternd: Europa fehlen die Ressourcen, die Einheit und die US-Unterstützung, um die Ukraine zu „retten“. Das unausweichliche Kriegsende und die transatlantischen Spannungen deuten auf ein fragmentiertes, unsicheres Europa hin. Ohne radikales Umdenken bleiben die Aussichten auf Frieden düster.
A-WEF 2025: Der Krieg kommt nach Europa – so können wir ihn verhindern
Beim A-WEF in Prag stand der Frieden besonders im Fokus. Bei einem Panel mit Elsa Mittmannsgruber, Martin Rutter, Kayvan Soufi-Siavash, Markus Bönig und Michael Meyen drehte sich alles um die Frage, wie wir den drohenden Krieg verhindern können. Unsere mächtigsten Werkzeuge: Gemeinschaft, echte Begegnungen und Gesicht zeigen!
Nachfolgend lesen Sie die Aussendung des A-WEF:
„Krieg ist hässlich. Krieg ist brutal. Zeigen wir sein Gesicht.“ Mit Emotion und Entschlossenheit gingen Elsa Mittmannsgruber, Martin Rutter, Kayvan Soufi-Siavash, Markus Bönig und Michael Meyen in dieses Panel, um zu diskutieren, wie der Krieg rechtzeitig gestoppt werden kann. Sie warnen vor einer zunehmenden Kriegsnormalisierung – und setzen auf Gemeinschaft, Gesicht zeigen und echte Begegnungen. Vernetzung gegen Isolation, Anti-Kriegsbilder als emotionalen Weckruf, Kriegsdienstverweigerung als mächtiges Grundrecht. Fazit: Widerstand entsteht nicht online, sondern im realen Leben, in lokalen Netzwerken und sichtbaren Aktionen.
„Gemeinschaft stärkt, Öffentlichkeit schützt“
Soziologin Mag. Elsa Mittmannsgruber, Autorin, A-WEF-Mitbegründerin leitet verschiedene Erkenntnisse aus der von ihr initiierten „Freiheitsbarometer“-Umfrage mit 20.000 Befragten ab. Allen voran: Gemeinschaften bilden. Menschen fühlen sich in Krisenzeiten einsam, isoliert, „abgetrennt“ – Vernetzung ist die wichtigste Maßnahme. Damit ließe sich auch leichter das Gefühl der Ohnmacht überwinden. „Viele würden handeln, wenn sie andere hätten, die mitmachen. Gruppen erzeugen Selbstwirksamkeit“, sagt Mittmannsgruber. „Schockkampagnen allein reichen nicht. Ohne Anschlussfähigkeit führt Angst zur Blockade.“
Protest müsste alltagstauglich, risikoarm und barrierefrei gestaltet sein (Flyer verteilen, Bargeld nutzen, Konsumverhalten ändern, Boykott bestimmter Produkte und Firmen). Wichtig sei Sichtbarkeit („Öffentlichkeit schützt“). Und: Gesicht zu zeigen, gebe auch anderen Mut. Langfristig brauche es Stärkung der Psyche, der Bildung und übergeordnete Werte wie Gott, Heimat, Freiheit, Familie. „Dafür verlässt man die Komfortzone.“
„Kein Sex mit Soldaten“
Gewohnt pointiert und bewusst überzeichnend plädiert Kayvan Soufi-Siavash für den Einsatz starker Bilder und Emotionen. Denn: „Menschen in Angst sind nicht durch Argumente erreichbar.“ Krieg müsse dargestellt werden, wie er sei: blutig, dreckig, zerstörerisch – nicht heroisch. Verhöhnung und Humor sollen „als Widerstandsmittel“ eingesetzt werden: „Systeme können mit Spott schlecht umgehen.“ Er schlägt deshalb drastische, satirisch-invertierte Anti-Werbekampagnen vor („Freude am Töten“, „Kein Sex mit Soldaten“). „Gib dem Krieg ein Gesicht: Schweiß, Blut, Ekel.“ Das führe zu moralischen Schocks und Ablehnung des Krieges.“
Es brauche neue Bühnenformate, wo Bürger ihre Angst laut aussprechen und Applaus erleben, das baue Scham und Gehorsam ab. „Menschen brauchen Gelegenheiten, mutig erlebt zu werden“, meint Kayvan. Auch Erziehung müsse grundlegend anders werden: „Kinder sollen widersprechen lernen, nicht nur gehorchen.“
„Mutig und widerständig auftreten“
Aktivist Martin Rutter sieht Angst als das zentrale Steuerungsinstrument der Kriegstreiber: „Wer Angst hat, lässt sich kontrollieren.“ Mut sei die Gegenkraft.
Und Aufklärung extrem wichtig. Rutter: „Menschen müssen vor allem ein realistisches Zukunftsbild erhalten, um aktiv zu werden. Krieg 2029 bedeutet Tote in der eigenen Familie, zerstörte Häuser, Enteignung – wenn niemand was tut.“
Er fordert zivilen Ungehorsam, Abkehr vom „Bitte-dürfen-wir-demonstrieren“-Modus, mutiges und widerständiges Auftreten. „Wenn wir meinen, wir können nach ihren Spielregeln ihr Spiel gewinnen, dann haben wir es nicht verstanden.“
„Der Widerstand gegen den Krieg wird härter sein als zu Corona“, sagt Rutter. Weil das System mit Krieg die größte Agenda abdecken wolle (Wirtschaft, Gesellschaft, Kontrolle). Jeder müsse sich fragen: Wie weit bin ich bereit zu gehen, um meine Familie zu schützen?
„Kriegdienstverweigerung ist ein Grundrecht“
Unternehmer Markus Bönig setzt auf Vision statt Angstbilder: „Sonst bleibt Widerstand passiv“, sagt er. „Bewegung entsteht, wenn Menschen für etwas sind, nicht nur gegen etwas.“
Böning verweist auf das Grundgesetz: „Die größte ungenutzte Macht ist überhaupt die Kriegsdienstverweigerung. Niemand darf laut Grundgesetz zum Dienst an der Waffe gezwungen werden!“ Kriegsdienstverweigerung sei kein Antrag: „Es ist die Ausübung eines Grundrechts.“ Sein Tool Kriegsdienstblocker.de ermögliche binnen Minuten die Verweigerung. Damit könne man das System blockieren: „Ein Krieg ohne Krieger ist schwer zu führen.“
„Widerstand findet nur im echten Leben statt“
Kommunikationswissenschaftler Professor Michael Meyen sagt: „Medien schaffen Angst-Realitäten, die mit der echten Welt oft wenig zu tun haben, wie bei Corona, Klima, Krieg.“ Bewegungen würden scheitern, wenn sie nach der alten Fernsehlogik arbeiten, wie etwa große Demos, Reden – heute dominiere die Digitallogik. Seine Empfehlung: „Geräte ausschalten, raus ins echte Leben. Sucht euch die Erwachsenen. Und überlegt mit ihnen, wie ihr die Kinder erreicht.“
Außerdem empfiehlt er regionale Graswurzel-Strukturen: „Machtvoll und nicht leicht zerstörbar“, sagt Prof. Meyen. Als Beispiel nennt er Verteilernetzwerke wie jenes von „Klartext“. Die Aktionen müssten vor allem dezentral sein wie die „Spaziergänge“ 2021/22. Sichtbarkeit und Transparenz würden vor Repression schützen.
Die Friedensverhinderer aus Europa
Windparks reduzieren Vegetation, erhöhen Temperatur und senken Luftfeuchtigkeit

Eine weitere große Studie in China hat deutliche Auswirkungen von Windparks auf Vegetation und Klima festgestellt. Der Bau von Windparks führte zu einem Rückgang der Vegetationsgrünheit, einer Verringerung der Oberflächenrauheit, einem Anstieg der Temperatur und einer Abnahme der Luftfeuchtigkeit. China betreibt mittlerweile die größte Zahl an Windrädern, liegt aber relativ zur Größe des Landes und […]
Der Beitrag Windparks reduzieren Vegetation, erhöhen Temperatur und senken Luftfeuchtigkeit erschien zuerst unter tkp.at.
Bauernproteste gegen Habeck: Justiz kennt kein Pardon – Freiheitsstrafe auf Bewährung!

Wo bleiben die Anzeigen und Strafbefehle gegen die Nötiger und Gewalttäter bei den Ausschreitungen in Gießen? Die deutsche Justiz hat offenbar andere Prioritäten! Knapp zwei Jahre nach den Bauernprotesten am nordfriesischen Wattenmeer-Fähranleger Schlüttsiel gegen Ex-Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck („Grüne“) hat das Amtsgericht Husum (Schleswig-Holstein) Strafbefehle unter anderem wegen Nötigung gegen fünf Männer und eine Frau im Alter zwischen 33 und 60 Jahren erlassen.
Habeck war am 4. Januar 2024 auf der Rückreise von Hallig Hooge, wo er die Feiertage verbracht hatte. Als Landwirte ihn am Verlassen einer Fähre hinderten, legte das Fährschiff, wie es hieß, „aus Sicherheitsgründen“ wieder ab und fuhr zurück zur Hallig. Habeck ging erst nachts heimlich an Land. Die Landwirte hatten gegen geplante Streichungen von Subventionen protestiert.
Gegen fünf Beschuldigte hatte die Staatsanwaltschaft Flensburg nach eigenen Angaben Geldstrafen wegen gemeinschaftlicher Nötigung zwischen 25 und 40 Tagessätzen in einer Höhe zwischen 80 Euro und 120 Euro beantragt. Gegen einen Mann, der am Durchbrechen der Polizeikette beteiligt gewesen sein soll, wurde demnach eine Freiheitsstrafe von sieben Monaten, ausgesetzt zur Bewährung, beantragt. Als Bewährungsauflage wurde ihm zudem die Zahlung von 500 Euro an eine gemeinnützige Organisation aufgegeben. Das Amtsgericht erließ die Strafbefehle wie beantragt.
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Trump verklagt BBC auf 10 Milliarden Dollar

Es ist ein beispielloser Angriff auf ein Flaggschiff der Mainstream-Presse: BBC wurde von Präsident Trump auf 10 Milliarden Dollar verklagt. Wegen einer irreführenden Bearbeitung einer Rede von Donald Trump wurde die BBC von Donald Trump massiv unter Beschuss genommen. Der Apparat der transatlantischen Leitmedien stellte sich demonstrativ hinter die BBC, man hatte vermutet, dass Trump […]
Der Beitrag Trump verklagt BBC auf 10 Milliarden Dollar erschien zuerst unter tkp.at.
Die Folgen des 12-Tage-Kriegs zwischen Israel und dem Iran
Israels Angriffe auf Teheran töteten über tausend Menschen, während Experten und iranische Beamte davor warnen, dass Israels von den USA unterstützter Angriff auf das Land die Möglichkeit für weiteren Krieg offenlässt.
Hind Hassan
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Dieser Artikel basiert auf der Dokumentation „Target Tehran“, produziert von Al Jazeera Fault Lines. Sehen Sie die vollständige Dokumentation hier.
TEHERAN, IRAN – Auf dem Behesht-e-Zahra-Friedhof im Süden Teherans versammeln sich jeden Donnerstag Familien, um ihre Toten zu betrauern. Unter den Tausenden, die hier begraben sind, befinden sich Mitglieder der Königsfamilie, Politiker, Dissidenten und Soldaten, doch ein neuer Bereich ist für jene reserviert, die während des 12-tägigen Militärangriffs Israels auf den Iran im Juni getötet wurden.
Am 13. Juni 2025 startete Israel die „Operation Rising Lion“, die sich gegen Atomanlagen, Militärstandorte und Wohnviertel richtete. Der Angriff wurde von US-amerikanischen Schlägen unterstützt, die am 22. Juni iranische Nuklearanlagen ins Visier nahmen. Nach Angaben der iranischen Regierung wurden mindestens 1.064 Iraner getötet und Tausende weitere verletzt. Der Iran revanchierte sich mit Raketen und Drohnen, die nach Angaben israelischer Behörden 32 Menschen in Israel töteten.
Als unser Team von Al Jazeera Englischs Dokumentationsprogramm Fault Lines den Friedhof in Teheran im Oktober besuchte, war das Gelände überfüllt mit trauernden Besuchern. Junge Mädchen sangen Märtyrerlieder neben Frauen, die über den Grabstellen zusammensackten. Der Klang von Müttern, die um ihre verlorenen Kinder weinten und sie zurückzuwünschen versuchten, erfüllte die Luft mit einer Trauer, die sich beim Zusehen aufdringlich anfühlte.
Eines der Gräber gehörte dem 12-jährigen Amirali, der neben seinem Vater, Reza Amini, liegt. Es sind Monate vergangen, seit sie in den ersten Stunden des Krieges getötet wurden, doch für seinen Großvater, Sayed Hossein Mir Hashemi, ist der Schmerz nach wie vor frisch und überwältigend.
Blumen und Rosenblätter bedeckten den kunstvollen Marmorgrabstein. Sayed kniete langsam nieder, berührte mit einer Hand Amiralis Namen, während er in der anderen seinen Gebetskranz hielt. „Ich habe zwei meiner besten Menschen verloren“, sagte er. „Mein Schwiegersohn ist weg. Sein Sohn ist weg.“
Amiralis Mutter, Zahraa, und sein 8-jähriger Bruder, Amirreza, überlebten den Angriff.
„Jetzt ist meine Tochter mit einem kleinen Kind zurückgeblieben. Ohne Zuhause. Wer wird sich um sie kümmern? Sie haben sie ohne Grund getötet. Was für eine Zukunft erwartet dieses Kind ohne Vater?“, fragte Sayed.
Über den Gräbern auf dem Friedhof hängen Fotos der Opfer, darunter Kinder. Auf sie zeigend sagte er: „Sehen Sie sich all diese jungen Leute an. Warum wurden sie getötet? Die meisten von ihnen sind Zivilisten. Haben sie Bomben gebaut? Hatten sie Waffen? Sind sie zu Feinden Israels geworden? Sind sie zu Feinden Amerikas geworden?“
Sayed brach zusammen und sagte: „Ich bitte Gott um das Martyrium und darum, bald zu ihm gehen zu dürfen. Ich vermisse ihn so sehr, dass ich sterben möchte.“
Die israelischen Angriffe im Juni erfolgten, nachdem die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) einen Bericht veröffentlicht hatte, in dem der Iran beschuldigt wurde, Uran auf beinahe waffenfähiges Niveau angereichert zu haben, und einen Tag bevor die IAEA erklärte, dass der Iran seinen nuklearen Sicherungsverpflichtungen nicht nachkomme.
Im Jahr 2015 veröffentlichte die IAEA einen Bericht, der ein angebliches Projekt zum Bau von Atomwaffen detaillierte, stellte jedoch fest: „Die Behörde hat keine glaubwürdigen Hinweise auf Aktivitäten im Iran, die für die Entwicklung einer nuklearen Sprengvorrichtung nach 2009 relevant sind“, einem Jahr, in dem von den USA geführte Verhandlungen begannen und schließlich 2015 in Irans „Atomabkommen“ gipfelten. Das formell als „Gemeinsamer umfassender Aktionsplan“ (JCPOA) bekannte Abkommen setzte strenge Grenzen für das iranische Atomprogramm. Die USA zogen sich 2018 unter Präsident Trump aus diesem Abkommen zurück. Der Iran hat seitdem bestritten, irgendeinen Plan zur Entwicklung nuklearer Sprengsätze autorisiert zu haben.
Die israelische Regierung behauptete dennoch, der Junikrieg sei notwendig gewesen, um zu verhindern, dass der Iran Atomwaffen erwerbe, und erklärte, der Iran sei Wochen bis Monate davon entfernt, eine Atombombe zu produzieren. Als das Bombardement begann, sagte der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu in einer Rede: „Der Iran hat Schritte unternommen, die er noch nie zuvor unternommen hat – Schritte, um dieses angereicherte Uran zu militarisieren. Wenn nicht gestoppt, könnte der Iran in sehr kurzer Zeit eine Nuklearwaffe produzieren.“
In einem Interview mit Al Jazeera am 19. Juni sagte der Generaldirektor der IAEA, Rafael Grossi, dass die Behörde, obwohl sie vor dem Niveau der iranischen Urananreicherung gewarnt hatte, keine Beweise dafür gefunden habe, dass der Iran eine Atombombe baue. „Wir haben in dem Bericht, der den dramatischen Ereignissen und dem Angriff vorausging, sehr deutlich gesagt, dass wir im Iran keine Elemente gefunden haben, die auf einen aktiven und systematischen Plan zur Entwicklung von Atomwaffen hindeuten“, sagte Grossi.
Dies spiegelt frühere Einschätzungen der US-amerikanischen Direktorin der Nationalen Nachrichtendienste, Tulsi Gabbard, wider, die im März erklärte, die Nachrichtendienstgemeinschaft „geht weiterhin davon aus, dass der Iran keine Atomwaffe baut und Oberster Führer Khamenei kein Atomwaffenprogramm genehmigt hat, das er 2003 ausgesetzt hat. Die Nachrichtendienstgemeinschaft überwacht weiterhin genau, ob der Iran beschließt, sein Atomwaffenprogramm wieder zu genehmigen.“
Der Iran hat stets betont, dass sein Atomprogramm friedlich sei, und war in indirekte Verhandlungen mit der derzeitigen US-Administration verwickelt, in der Hoffnung, ein Abkommen zu schließen, das eine begrenzte Urananreicherung im Austausch für eine Lockerung der US-Sanktionen ermöglichen würde. Steve Witkoff, der Sonderbeauftragte von US-Präsident Donald Trump, schien die offizielle Position zu verwässern: Mal deutete er an, Anreicherung könne Teil eines Abkommens sein, dann bestand er darauf, dass nur die vollständige Demontage des iranischen Atomprogramms ausreichen würde.
Israel schlug inmitten dieser Verhandlungen in Teheran zu, wobei sich die USA dem Angriff am 22. Juni anschlossen – zehn Tage nach Israels erstem Schlag. Die USA bombardierten mehrere Atomanlagen, darunter die berüchtigte Fordow-Anlage, mit einigen der größten Bomben der Welt.
Als am 24. Juni ein Waffenstillstand vereinbart wurde, waren die Verhandlungen über die iranische Urananreicherung gescheitert.
Angriffe auf den Chamran-Komplex, den Sarv-Professoren-Komplex und das Evin-Gefängnis
Der Iran erlaubt internationalen Journalisten selten, aus dem Inneren des Landes zu berichten. Als Fault Lines Teheran besuchte – die Stadt, die die Hauptlast des israelischen Angriffs trug – erhielt das Team Zugang zu Orten in der gesamten Hauptstadt, an denen Zivilisten, darunter Kinder wie Amirali, getötet wurden. Fault Lines erhielt die Namen von 33 im Krieg getöteten Kindern – die meisten von ihnen in ihren Häusern in der Nacht des 13. Juni, der ersten Nacht des Angriffs.
Amirali und sein Vater schliefen in ihrer Wohnung im Chamran-Komplex, einem 14-stöckigen Wohngebäude, das mit dem iranischen Verteidigungsministerium verbunden ist, als sie in den ersten Momenten des Krieges getötet wurden. „Es war ihre Ruhezeit. Um 2:00 Uhr morgens kann niemand seinen Feind angreifen. Aber diese Bastarde kamen um 2:00 Uhr morgens und töteten die Kinder der Menschen“, sagte Sayed. Beamte teilten Fault Lines mit, dass bei dem Angriff auf den Chamran-Komplex 46 Menschen getötet wurden, darunter 24 Kinder.
Sayeds Sohn, Amirezza, rief ihn in den frühen Morgenstunden an und berichtete ihm von dem Angriff. Er eilte zur Unfallstelle, fand jedoch nur Trümmer vor, wo einst das Zuhause seiner Tochter stand. Zunächst glaubte er, die vierköpfige Familie sei getötet worden, doch gegen 4:00 Uhr morgens kontaktierte ihn seine Tochter aus dem Krankenhaus, wo sie zusammen mit ihrem überlebenden Sohn behandelt wurde.
Erst am späten Nachmittag konnten Rettungskräfte die Leichen von Amirali und Reza bergen. „Als sie die Trümmer beseitigten, sah ich, dass die Möbel meiner Tochter gefunden worden waren. Als ihre Matratze zum Vorschein kam, kamen Amiralis Hände heraus und sein Gesicht wurde unter den Trümmern gefunden. Aber der Körper seines Vaters war zerfetzt worden. Wir identifizierten ihn zwei oder drei Tage später mit DNA“, sagte Sayed. Er fügte hinzu, dass sein Schwiegersohn Elektroingenieur war: „Er war kein Militär. Er hatte keine Waffe. Er war kein Nuklearwissenschaftler. Er war kein Raketenbediener. Er war ein gewöhnlicher Mann.“
Amirali liebte Taekwondo und nahm an Turnieren teil. In Erinnerung an sein letztes Gespräch mit seinem Enkel sagte Sayed: „Ich ging das letzte Mal zu Amirali. Ich küsste ihn und umarmte ihn. Er erzählte mir, dass er morgen einen nationalen Wettbewerb habe. Ich versprach ihm, dass ich morgen früh kommen würde, um ihn zu sehen, und dass wir zusammen ins Fitnessstudio gehen würden, um seinen Wettkampf zu sehen. Leider ist Amirali davongeflogen.“
Lokale Medien berichteten, dass das Ziel des Angriffs der Wissenschaftler Mansoor Asghari war, der am iranischen Atomprogramm arbeitete. Er wurde zusammen mit seiner Frau, seiner Tochter und seiner dreijährigen Enkelin getötet. Stunden nach dem Angriff bestätigte das israelische Militär, dass es Asghari ins Visier genommen und getötet habe, erwähnte jedoch weder die Wohnanlage noch die Kinder, die neben ihm getötet wurden.
Neben dem Chamran-Komplex war einer der ersten Orte, die Israel angriff, ein 16-stöckiges Wohngebäude in Teheran namens Sarv-Professoren-Komplex. Auch hier war das Ziel ein Wissenschaftler. Diesmal war es Dr. Mohamed Mehdi Tehranchi, ein Nuklearexperte, Professor und Präsident der Islamischen Azad-Universität Teheran. Er wurde zusammen mit seiner Frau getötet, als sie in ihrer Wohnung im 6. Stock schliefen. 14 weitere Menschen wurden in dem Gebäude getötet.
Israel hatte Tehranchi beschuldigt, an der Entwicklung nuklearer Sprengsätze für den Iran als Teil eines angeblichen geheimen wissenschaftlichen Projekts von 1989 bis 2003 gearbeitet zu haben. Tehranchi wurde von den USA ebenfalls aufgrund derselben Vorwürfe sanktioniert.
Sein Sohn, Mohamed Reza, wies die Anschuldigungen gegen Tehranchi entschieden zurück. „Mein Vater war ein Wissenschaftler, der an friedlicher Kernenergie arbeitete“, sagte er. „Es gibt keine Beweise dafür, dass diese Wissenschaftler derzeit an einem (Waffen-)Projekt oder einer Aktivität beteiligt waren. Israel hat nicht einmal Beweise vorgelegt. Israels Angriffe basierten auf alten Anschuldigungen, die bereits beantwortet wurden“, fügte er hinzu.
Zivilisten, einschließlich Wissenschaftlern, dürfen nach internationalem Recht nicht angegriffen werden, es sei denn, sie nehmen direkt an Feindseligkeiten teil. Israel tötete während des Krieges mindestens 14 Wissenschaftler und behauptete, sie seien entscheidend für die Entwicklung von Atomwaffen.
Am elften Tag des Angriffs schlug Israel während der lebhaften Besuchszeiten das Evin-Gefängnis in Teheran. Nach Angaben iranischer Beamter wurden 80 Zivilisten getötet, was es zum tödlichsten Angriff des Krieges macht. Human Rights Watch bezeichnete es als „mutmaßliches Kriegsverbrechen“, während Amnesty International erklärte, es stelle „eine schwerwiegende Verletzung des Völkerrechts dar und muss strafrechtlich untersucht werden“.
Der israelische Außenminister Gideon Sa’ar postete Videos des Angriffs online, und das Militär versuchte ihn zu rechtfertigen, indem es das Evin-Gefängnis als „ein Symbol der Unterdrückung“ für das iranische Volk bezeichnete. Israelische Beamte behaupteten auch, „Das Gefängnisgelände war Schauplatz von Geheimdienstoperationen gegen den Staat Israel.“ Ein Sprecher des israelischen Militärs erklärte: „Der Schlag wurde auf präzise Weise ausgeführt, um Schäden an inhaftierten Zivilisten im Gefängnis bestmöglich zu mindern.“
Airwars, eine Forschungsorganisation, die Opferzahlen in Konfliktgebieten überprüft, bestätigte die Namen von 53 bei dem Angriff getöteten Zivilisten, darunter Gefängnispersonal, Sozialarbeiter, medizinisches Personal, Gefängnisbesucher und Kinder.
Fault Lines erhielt seltenen Zugang zu einem Verwaltungsgebäude eines der bombardierten Teile des Gefängnisses. Die Buchhalterin Maryam Vahedpena hatte in dem Gebäude gearbeitet und geplant, mit ihrer Familie vor den Bombardierungen in Teheran zu fliehen. Sie ging an dem Tag, an dem das Gelände bombardiert wurde, zur Arbeit, um die Gehaltsabrechnung zu bearbeiten und sicherzustellen, dass ihre Kollegen ihre Gehälter erhielten.
Ihr Bruder Mehdi eilte sofort zum Gefängnis, als er von dem Angriff hörte. „Ich sah eine oder zwei Frauen; sie standen in Flammen, brannten und stöhnten. Bevor ich zu meiner Schwester kam, löschte ich eine von ihnen. Als ich dort ankam, sah ich, dass meine Schwester am Leben war. Ihre Zähne waren ausgeschlagen. Wir brachten sie nach unten, und sie sprach mit mir. Sie sagte, sie sei kalt. Sie hielt meine Hand und sagte: ‚Bleib bei mir.‘“
Maryam starb vier Tage später im Krankenhaus. „Ich dachte keine Minute daran, dass sie uns verlassen würde. Wenn ich gewusst hätte, dass ich sie nicht wiedersehen würde, hätte ich so viel mehr mit ihr gesprochen.“
Iran reagiert auf Drohungen aus Washington
In Washington unterstützten die meisten Republikaner die Entscheidung von Präsident Trump, den Iran anzugreifen. Als Fault Lines den republikanischen Senator Ted Cruz aus Texas auf die zivilen Opfer ansprach, wich er der Frage aus und sagte: „Die Abschaffung der iranischen Atomwaffenfähigkeit war es absolut wert. Und sie macht Amerika viel sicherer.“ Auf Nachfrage zu den zivilen Opfern antwortete Cruz: „Wenn der Ayatollah ‚Tod Amerika‘ skandiert, glaube ich ihm, und wir werden alles tun, um das zu verhindern.“
Trita Parsi, der geschäftsführende Vizepräsident des Quincy Institute, sagte: „Das als Vorwand für Krieg zu benutzen, zeigt meines Erachtens, wie dünn und hohl die Kriegsbegründung ist … Die Israelis verfolgen drei Ziele mit ihrem Angriff auf den Iran. Nur eines war erfolgreich. Sie wollten die USA endlich in eine direkte militärische Konfrontation mit dem Iran verwickeln.“
Parsi erläuterte: „Die beiden anderen Ziele waren jedoch Fehlschläge. Eines war die Enthauptung des Regimes. Das dritte Ziel ist das wichtigste: Sie wollten den Iran zum nächsten Syrien oder Libanon machen – Länder, die Israel nach Belieben und straffrei ohne amerikanische Unterstützung bombardieren kann. Denn der Iran war eines der wenigen Länder, die Israel tatsächlich herausfordern konnten. Ihre Strategie ist dieselbe, die sie in Gaza und im Libanon anwenden, nämlich das Gras alle paar Monate zu mähen: Man bombardiert das Land einfach erneut, um sicherzustellen, dass es sich nicht gegen einen erheben kann.“
Im Oktober traf Fault Lines den republikanischen Senator Thom Tillis aus North Carolina, der seit langem Sanktionen gegen den Iran unterstützt, nach einer Anhörung im Senatsausschuss. Er war offen über die Motive für die Unterstützung eines Konflikts mit dem Iran: „Das iranische Volk muss von den Mullahs befreit werden. So wie es keinen Platz für Hamas in Gaza gibt, gibt es keinen Platz für die Mullahs im Iran. Es geht um Regimewechsel.“
US-Präsident Trump hat auch die iranische Führung bedroht und auf Truth Social gepostet, dass, wenn die derzeitige Regierung nicht in der Lage sei, „den Iran wieder großartig zu machen“, dann „warum sollte es keinen Regimewechsel geben?“
Auf die Bemerkung angesprochen, sagte der iranische Außenminister Abbas Araghchi in einem exklusiven Interview mit Fault Lines: „Ob der Iran eine großartige und herrliche Position einnimmt oder nicht, liegt bei uns und beim iranischen Volk. Kein anderes Land kann entscheiden, ob ein Land eine großartige Position einnimmt oder nicht und daher, ob sein Regime bleiben sollte oder nicht. Ich rate den Vereinigten Staaten wirklich, das iranische Volk und das System, das sich das iranische Volk gewählt hat, zu respektieren.“
Viele der von uns interviewten Iraner äußerten die Angst vor einem weiteren israelischen Angriff – eine Bedrohung, die die iranische Führung ernst nimmt. Aragchi sagte uns: „Wir hören auch häufig, dass das israelische Regime erneut einen Angriff starten könnte. Psychologische Kriegsführung ist Teil echter Kriegsführung, und es scheint, dass sie sich derzeit auf psychologische Kriegsführung konzentrieren und versuchen, Angst und Unruhe im Land zu erzeugen. Das selbst ist Teil eines breiteren Krieges, den sie gegen den Iran führen wollen. Das heißt jedoch nicht, dass wir die Möglichkeit eines Krieges ignorieren. Wir sind vollständig vorbereitet; unsere Streitkräfte und unser Volk sind bereit, das Land unter allen Umständen zu verteidigen. Das bedeutet nicht, dass wir Krieg suchen. Wir bevorzugen es sicherlich, Angelegenheiten durch Diplomatie zu lösen.“
Araghchi sagte Fault Lines, dass der Iran den USA nicht als ehrlichen Verhandlungspartner vertraue, dass dies sie jedoch nicht davon abhalten werde, diplomatische Kanäle zu beschreiten. Er fügte hinzu: „Man mögen Gebäude zerstören oder Ausrüstung beschädigen, aber Technologie kann nicht durch Bomben oder militärische Angriffe eliminiert werden. Wissen kann nicht durch Bomben aus den Köpfen genommen werden. Selbst wenn einige Wissenschaftler ermordet werden, bleiben andere, um die Technologie fortzusetzen. Vor allem kann der Wille einer Nation nicht durch Bombardements ausgelöscht werden.“
Wieso warten, bis der Patient stirbt? Tod durch Organspende
Wer glaubte, dass der Wahnsinn der linksgrünwoken Herrschenden mit der Umsetzung von George Orwells 1984 schon seinen Gipfel erreicht hat, der kennt noch nicht die neueste Warnung aus Kanada vor dem Tod durch Organspende.
Ein Kommentar von Chris Veber
Die britische Komikertruppe Monty Python hat es wieder einmal vorhergesagt. In einer ikonischen Szene ihres Films „Der Sinn des Lebens“ klopfen zwei Sanitäter an die Tür eines Mannes und fragen höflich: „Können wir Ihre Leber haben? … Es ist ein großes, drüsenartiges Organ in Ihrem Bauch“. Der Besitzer der Leber versucht zu protestieren: „Ich benutze es noch! Ich spende sie im Falle meines Todes!“ Worauf die Sanitäter erwidern: „Niemand, dem wir je die Leber entnommen haben, hat überlebt.“
Nach George Orwells 1984 – „Die Partei lehrte einen, der Erkenntnis seiner Augen und Ohren nicht zu trauen. Das war ihr entscheidendes, wichtigstes Gebot.“ – scheint sich jetzt eine weitere Dystopie zu erfüllen. In Kanada, wo das System der medizinisch assistierten Sterbehilfe (MAiD) jährlich bereits Tausende Leben beendet, scheint der Monty-Python-Film auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein.
Die kanadische Kriegs-Veteranin und Podcasterin Kelsi Sheren berichtet von einer Flut an Nachrichten aus dem Gesundheitswesen. Ärzte und Pflegekräfte werden gezwungen, Schulungen zum „Tod durch Organspende“ zu absolvieren, wie bei der Corona-Genspritze unter Androhung der Kündigung. Eine Whistleblowerin aus der Palliativpflege in Kelowna enthüllte: Ältere Patienten kommen für einfache Knieoperationen ins Krankenhaus, landen wegen fehlender Reha-Plätze in Hospizen und werden plötzlich für MAiD geeignet erklärt. Sheren verweist auf die offizielle Regierungspolitik, Health Canada finanziert gleichzeitig die Canadian Blood Services (eine pro Organspenden-NGO), die nationale MAiD-Gruppe CAMAP und sogar eine Fachzeitschrift ausschließlich zum assistierten Sterben. Sheren weist darauf hin, dass alle Kanadier inzwischen automatisch als Organspender gelten.
Eine Studie warnte schon 2019 vor dem Konzept des „Todes durch Organspende“, bei dem Menschen unter Narkose Organe entnommen werden, was direkt ihren Tod verursacht, um die Ischämie-Zeiten zu minimieren und den Zustand der Transplantate zu optimieren. Die Kritiker sahen darin eine Verletzung der „Dead Donor Rule“, die verbietet, Organe vor dem Tod zu entfernen. Dies öffnet alle Türen sperrangelweit für den Missbrauch. Vulnerable Gruppen wie Behinderte, hilflose oder alte Menschen könnten subtil gedrängt werden, ihr Leben als „nutzlos“ zu beenden.
In Belgien, wo die Sterbehilfe an der Tagesordnung ist, gibt es bereits Fälle, in denen das Lebensende ohne die explizite Zustimmung der Menschen beschleunigt wird. Die Autoren der Studie warnen vor dem Überschreiten der schmalen Grenze zwischen der Organspende aus freiem Willen und der Spende unter Zwang. Das klingt nach der Plandemie und den Zwangsmaßnahmen nicht mehr so undenkbar wie noch vor Corona.
Die kanadische Regierung war zu Plandemiezeiten einer der härtesten Gegner des Konzeptes der Menschenwürde und der grundrechtlich garantierten individuellen Freiheit. Wie in Europa galt auch dort: Das Individuum zählt nichts, die Gemeinschaft ist alles. Die „Solidarität“ war das goldene Kalb, das in der Regierungspropaganda angebetet wurde. Jeder, der einen medizinischen Zwangseingriff in seinen Körper ablehnte, wurde als rechtsradikaler Querdenker verfolgt, bis hin zu Entlassungen, Kontensperrungen und Verhaftungen.
Auch im Werteeuropa der EU sind die Freiheit und Selbstbestimmung der Bürger schwer unter Druck. Egal bei welchem Thema, ob Plandemie, Klima, Migration oder Ukraine. Es wird von allen Bürgern die bedingungslose „Solidarität“ mit den Regierungszielen gefordert, die mit den Zielen der „Gemeinschaft“ gleichgesetzt werden. Wer anders denkt oder, Gott bewahre, anders handelt, sieht sich massiven Anfeindungen ausgesetzt. Da ist die Organspende durch Lebende eigentlich nur konsequent. Wer die Bürger nicht als Subjekte, als Träger einer ihnen nicht nehmbaren Menschenwürde, sieht, sondern als Objekte, mit denen zum Erreichen der eigenen Ziele nach Belieben verfahren werden kann, der sieht wahrscheinlich auch in der Entnahme einer Leber bei einem Noch-Lebenden kein gröberes Problem. Wenn es einem höheren Ziel dient, zum Beispiel der Verlängerung des Daseins der selbsternannten Eliten.
Wenn Sie also demnächst lesen, ein saufender Regierungspolitiker braucht eine neue Leber, öffnen Sie nicht die Tür und halten Sie Ihre Leber fest. Ich würde das gerne ironisch meinen, aber ich fürchte, unsere von sich selbst moralbesoffenen linksgrünwoken Herrschenden kennen keine Grenzen mehr.
Vom großen Glück des Selbermachens
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Vom großen Glück des Selbermachens
Töpfern, Honig herstellen oder raffinierte Obstschnäpse brennen: Wer die Kraft der eigenen Hände nutzt, wird oft mit dem Gefühl tiefer Zufriedenheit belohnt
von Rainer Harf
enn Benjamin Wroblewski im Sommer aus der Schule kommt, zieht es ihn meist zuerst in den Garten. Der Lehrer aus Amelinghausen südlich von Hamburg setzt sich dann auf eine Bank und lauscht dem Summen, das aus den Bienenhäusern dringt. “Dann löst sich alle Anspannung”, sagt Wroblewski, die Hektik des Schulalltags klingt ab.
Mit den Bienen öffnet sich ihm und seiner Familie gleichsam eine Parallelwelt, ein Mikrokosmos, in dem alle Sinne gefordert sind. Im März oder April, je nach Witterung, werden die Insekten aktiv. Nun muss Wroblewski von Zeit zu Zeit die Kästen öffnen und die Holzrähmchen prüfen, in denen die Bienen ihre Waben bauen. Beschützt von dicken Handschuhen, greift er vorsichtig in die Bienenhäuser hinein, kontrolliert die Waben und entfernt einzelne Königinnenzellen.
Wer Menschen wie Wroblewski dabei beobachtet, wie sie mit eigenen Händen arbeiten, der kann oft sehen: Sie wirken wie entrückt, völlig eins mit ihrer Tätigkeit. Ob sie imkern, nähen oder stricken, feilen, hobeln oder malen: Es ist, als würde sie eine innere Freude erfüllen, eine Art Seligkeit. Als würde die Tätigkeit etwas anrühren, das tief in uns liegt. Ein Vergnügen, das mehr und mehr verloren gegangen ist, seit Menschen sich daran gewöhnt haben, fertige Produkte gegen Geld zu tauschen – doch es wird allmählich wiederentdeckt.
Anleitungen dazu, wie man pflanzt, backt oder braut, sind im Internet millionenfach zu finden. Näh-Kits und Bastel-Sets, Strickvorlagen, Rezeptbücher und Werkzeuge aller Art gibt es heute nicht mehr nur in Fachgeschäften. Und überall findet sich in Schaufenstern, auf Verpackungen und in Anzeigen der Slogan “Do it yourself”.
Spießer-Image? Dies hat das Selbermachen längst abgestreift
Anders als früher ist DIY (so die Kurzform) nicht mehr ein Mittel gegen Mangel: Höhere Einkommen und zunehmende Freizeit ermöglichen es vielen, daheim durchaus anspruchsvolle Arbeiten auszuführen, sich Werkstätten zuzulegen, die den Vergleich mit der Ausrüstung des Profis oft nicht scheuen müssen.
Begriffe wie urban gardening statt Schrebergarten oder maker space statt Hobbykeller haben dem Selbermachen das Spießer-Image genommen. Auch die einstigen Handwerksdomänen der Geschlechter – Frauen nähen, Männer bauen – öffnen sich allmählich. Zahlreiche Baumärkte veranstalten bestens besuchte Frauen-Workshops. Die Teilnehmerinnen lernen in einer “Women’s Night” unter anderem, wie man richtig dübelt, kachelt, lackiert, Laminat verlegt oder Wände verputzt.
Besonders beliebt ist der “Maschinenführerschein”, bei dem der Umgang mit Bohrhammer, Stichsäge oder einem Multifunktionsgerät geübt wird, das vorstehende Nägel absägt, Fugen auskratzt und Oberflächen schleift. Tausende Frauen nehmen jährlich an Hunderten Veranstaltungen teil, manche sind jünger als 20, andere älter als 70.
Die Freude am Selbermachen ist wieder da. Aber weshalb? Wieso gerade jetzt? Erklärt sich die wachsende Begeisterung für solche Arbeit dadurch, dass Menschen einen Gegenpol suchen zum modernen Alltag, in dem sie oft nur digitale Daten hin und her schieben? Speist sich der Trend zum eigenen Werk aus einer urmenschlichen, doch vielfach ungestillten Sehnsucht? Nämlich sagen zu können: “Das habe ich geschafft!” Oder ist die neue Vorliebe für das Selbermachen vielmehr ein Zeichen von Emanzipation und Autonomie?
Der Wunsch, Dinge selbst zu machen, ist schon alt
Gewiss ist: All das Backen und Häkeln, Zimmern, Töpfern und Einwecken greift auf Altes zurück und belebt es neu. Bis zum 19. Jahrhundert war es noch üblich, Dinge selbst anzufertigen. Doch mit der Industriellen Revolution und später mit dem Wirtschaftswachstum nach dem Zweiten Weltkrieg wurde alles anders. Weiterhin selbst zu schneidern oder zu zimmern – das zeugte von der Zeit, die man vergessen wollte. Wer sich etwas leisten konnte, war stolz auf Mode von der Stange und Möbel auf Raten.
Nach und nach erschien es altmodisch und irrational, selber zu nähen, Sessel zu tischlern, Bienen zu pflegen, Schälchen zu töpfern. Die Erfahrungen von früher, das Wissen um Handgriffe und Materialien, wurden immer spärlicher. Jede technische Errungenschaft in der Fabrikation entfernte den Einzelnen immer weiter von den Fähigkeiten, die Menschen über Jahrhunderte erworben hatten.
Der US-Soziologe Richard Sennett hat der alten Manufakturtradition in seinem Buch “Handwerk” ein Denkmal gesetzt. Er rühmt darin meisterliche Fertigkeit, die über Generationen weitergegebenen Geheimnisse von Kulturtechniken, die Hingabe und den Stolz, eine Arbeit so gut wie möglich zu tun. Vor allem aber, so schreibt er, gingen Hand und Kopf, Fertigkeit und Fantasie eine einzigartige Verbindung ein.
Unsere Buchempfehlung: „Blockhaus bauen“ von Julian Haertl
Als Erwachsene nehmen wir das Sehen weitaus wichtiger als den Tastsinn. Doch er ist der erste Sinn, den wir als Kind im Mutterleib ausbilden. Die gesamte Entwicklung des Organismus, des Bewusstseins hängt daher vermutlich eng mit dem Tastsinn zusammen – der Fähigkeit, mit den Händen zu spüren. Wenn wir als Kinder später beginnen, die Welt zu erforschen, dann tun wir nichts anderes als: sie begreifen. Die Hände dienen uns dazu, mit der Umgebung in Kontakt zu treten; nur mit ihrer Hilfe erkennen wir, wie kühl Metall ist, wie rau ein Ast, wie zart eine Blume.
Und doch müssen wir den Gebrauch der Hände erst mühsam schulen. Wenn ein Baby erstmals versucht, nach seinem Kuscheltier zu angeln, wenn es minutenlang gebannt die Bewegung der eigenen Hand verfolgt oder mit der Rechten nach der Linken greift, ist es dabei, die Koordination von Auge und Hand zu trainieren. Und ehe es einem Kind gelingt, einen rasch heranfliegenden Ball routiniert zu fangen, muss es mehrere Jahre lang üben.
Ebenso viel Zeit vergeht, bis es erkennt, wie vielfältig die Körperwerkzeuge sind. Hände können grob zupacken, aber auch feinmotorisch als Präzisionsinstrumente dienen. Damit das gelingt, braucht es eine Zentrale, die alle Informationen in Sekundenbruchteilen zusammenbringt und dann jene Impulse an die Muskeln sendet, die die Hand lenken. Zu diesem Zweck sind die Muskeln der Hand über eine Art neuronale Schnellstraße direkt mit jenem Teil des Großhirns verbunden, der die willentlichen, also von uns beabsichtigten Bewegungen steuert.
Die Signale, die dorthin gelangen, sind heute in der Regel aber weitaus weniger vielfältig als möglich. Hände sind zunehmend darauf reduziert, mit Tastaturen, Fernsteuerungen und Autolenkrädern zu hantieren, Schrauben nach Anleitung in vorgebohrte Löcher zu drehen – und mit den Fingerkuppen über Tablet- und Smartphone-Monitore zu wischen.
“Do it yourself” bringt Erfolgserlebnisse – und wir spüren uns selbst
Der DIY-Boom, so könnte man sagen, ist auch ein Protest gegen diese Degradierung der Hände – gegen die allgegenwärtige Aufwertung des Visuellen und Virtuellen. Und gibt auf diese Weise etwas zurück, was wir mehr und mehr zu verlieren drohen: ein Gefühl für uns selbst. Bei fertigen Produkten, vor allem aber bei digitalen und visuellen Medien erleben wir oft: Sie sind nicht gestaltbar, ja sogar nicht verstehbar. Bei einem TV-Gerät zum Beispiel lässt sich nicht mehr verändern als die Programmwahl, bei einem Smartphone nur die Auswahl der Hintergrundbilder und Apps.
Doch wenn wir mittels der Hände mit der Welt in Kontakt treten, selbst etwas gestalten, dann können wir vielfältige Erfolgserlebnisse sammeln. Mehr noch: Wir erleben, dass wir wahrhaftig als leibliches Wesen existieren – und etwas erschaffen können. Im Sommer kann der Hobbyimker Benjamin Wroblewski den Honig ernten: Vorsichtig entnimmt er die honigsatten Waben aus den Bienenkästen, streift die Bienen von den Zellen und schleudert die Holzrahmen in einer speziellen Zentrifuge. Heraus fließt schließlich das süße Gold.
Bienen und Imker haben im Laufe der Monate gemeinsam daran gearbeitet. Nicht selten hält Wroblewski am Ende einer Saison Dutzende Kilogramm Honig in den Händen. Sein ganz eigenes Produkt. Stolz kommt auf, Zufriedenheit – das Gefühl, etwas bewirkt zu haben.
Die Selbstwirksamkeit beim Selbermachen wirkt äußerst positiv
Psychologen betrachten diese Empfindung als fundamental wichtig für die geistige Gesundheit, für eine innere Ruhe, und haben ihr daher einen eigenen Begriff gegeben: Selbstwirksamkeit. Wer sie immer wieder in sich spürt (und sei es allein im Garten, im Hobbykeller oder in der Gruppe mit Gleichgesinnten), in dem kann auch die Gewissheit erstarken, das eigene Leben gestalten zu können – und nicht nur ein Spielball der gesellschaftlichen Umstände oder eines übermächtigen Schicksals zu sein.
Genau diese Gewissheit kann Selbstwirksamkeit mit sich bringen, ein tiefes Gefühl der Lebenszufriedenheit. Das hat mit dem Gehirn zu tun. Und ist bereits in der kindlichen Entwicklung bedeutsam: Angetrieben durch eigene Erfahrungen – durch Versuch und Irrtum –, wächst im Frontalhirn ein hochkomplexes Neuronennetz heran.
Um ihr Verständnis von der Welt zu erweitern, müssen Kinder neue Wahrnehmungen in einen sinnvollen Kontext einbetten. Unser Gehirn kann nämlich nur dann etwas lernen, wenn es die neuen Eindrücke an ein bereits vorhandenes Muster anhängen kann, das sich durch frühere Erfahrungen ausgebildet hat. Das ist ein hochkreativer Prozess. Das Kind versucht also, das Neue in das Alte einzufügen. Dafür wühlt es gewissermaßen zunächst in seinem Hirn herum. Eine produktive Unruhe entsteht, bis das Erregungsmuster plötzlich passt. Dann verwandelt sich das Chaos im Gehirn in Harmonie – ein Aha-Erlebnis entsteht.
Flow-Erlebnisse begünstigen das Selbermachen
Und dabei wird das Belohnungszentrum aktiv. Nervenzellen schütten sogenannte Glückshormone aus. Jedes in eigener Leistung erbrachte Erfolgserlebnis wirkt so beglückend, als hätte man eine kleine Menge Drogen genommen. Genau dieser Vorgang kann sich in jedem Lebensalter vollziehen. Wer sich also auf die Suche nach solchen Erfolgserlebnissen macht, der erlebt dann oft ein Gefühl der scheinbar zeitlosen Erfüllung und Genugtuung: Alles scheint in wohltuendem Fluss zu sein.
Inzwischen hat sich dafür der Begriff “Flow” etabliert. Es ist der Rausch einer perfekten Choreografie im Gehirn. Eine US-Psychologin hat untersucht, was im Gehirn von Menschen geschieht, die Flow-Erlebnisse haben. In einer umfangreichen Laborstudie sollten sich Probanden auf Töne oder künstlich erzeugte Lichtblitze konzentrieren. Währenddessen wurde gemessen, wie die Großhirnrinde die optischen und akustischen Reize verarbeitet.
Das Resultat: Je intensiver sich jene Testpersonen, die schon häufig Flow-Erlebnisse gehabt hatten, konzentrierten, desto stärker sank die Aktivität in der Großhirnrinde – jenem Teil des Denkorgans, der unter anderem das menschliche Bewusstsein erzeugt. Diese Versuchsteilnehmer waren offenbar fähig, die geistige Aktivität in fast allen Informationskanälen herunterzufahren – bis auf ebenjenen Kanal, der die Lichtblitze oder die Töne verarbeitete.
Unsere Buchempfehlung: „Schnapsbrennen als Hobby“ von Bettina Malle
Die Gehirne jener Probanden dagegen, die angaben, nur selten ein ”Gefühl des Fließens” erlebt zu haben, offenbarten ein anderes Bild. Während des Experiments arbeitete ihre Großhirnrinde weitaus stärker. Sich zu konzentrieren verlangte ihnen demnach mehr geistige Arbeit ab. Um immer wieder Glücksmomente bei einer Tätigkeit zu erleben, so die Folgerung der Forscherin, ist es nötig, energiesparend zu denken und seine Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu richten.
Gerade das kann uns beim Selbermachen besonders leichtfallen: Die selbst gestellte Aufgabe ist dann überschaubar, verlangt nur das, was wir selbst bereit sind einzusetzen. Oft gibt sie uns sogar mehr Energie, als sie uns raubt. Aber es ist nicht nur das persönliche Wohlbefinden, das viele beim Selbermachen erleben. Wer etwas eigenhändig macht, ist oft auch unzufrieden mit Produzenten, die mit Worten wie “effizient, schnell und billig” werben. Das private Aufbegehren dagegen mag manches Mal hilflos wirken, aber es zeigt ein Unbehagen an einer Wirtschaft, die immer schneller immer mehr Ware zu immer niedrigeren Preisen um den Erdball schickt. Das Herstellen, so der britische Soziologe David Gauntlett, gebe den Menschen das verloren gegangene Gefühl zurück, die Welt mitzugestalten.
Vom Konsumenten zum Produzenten
Es ist das Anzeichen eines Wandels, den Wissenschaftler beobachten: Mehr und mehr Menschen in hochtechnisierten Ländern begnügen sich nicht länger damit, Nutzer einer Produktion zu sein, Verbraucher. Sie möchten auch an der Produktion eines Guts beteiligt sein, ein Stück weit selbst zum Hersteller werden. Sie sind also weder ganz “Konsument”, noch “Produzent” – sondern “Prosumenten”, so der von dem US-Futurologen Alvin Toffler geprägte Begriff. Prosumenten kaufen Produkte, aber auch Materialien oder Rohstoffe, um aus ihnen freiwillig und unentgeltlich selbst Produkte herzustellen.
Eine Veränderung des Konsumverhaltens kann man in Deutschland etwa in Repair-Cafés beobachten, in denen Widerwille gegen die Wegwerfgesellschaft auf eine neue Lust an Gemeinsinn trifft. Dort helfen versierte Bastler handwerklich Unbegabten, defekte Geräte zu reparieren, Fahrräder zu flicken, Kleidung zu gestalten. Zahlen muss niemand; Spenden für das Projekt aber werden nicht abgelehnt.
Doch nicht immer geht es ums Reparieren, manches Mal auch um kreatives, spielerisches Erfinden von Neuem: Allerorten boomen work spaces und fab labs. Sie bieten gegen geringes Entgelt Arbeitsplätze und Infrastruktur für Menschen, die Lust am gemeinsamen kreativen Tun haben und dafür Geräte benötigen, die sie sich allein nicht leisten könnten – etwa Laser-Cutter, Gravurmaschinen oder 3-D-Drucker. Allein in Berlin gibt es inzwischen rund 100 dieser Orte für kreatives Arbeiten und Experimentieren mit der Vision: neue Freiräume, mehr Gemeinschaftsgefühl, weniger einsame Weltentfremdung. Sie tragen Namen wie “Kulturschöpfer”, “Social Impact Lab” oder “Trial & Error Kulturlabor”. Es sind Experimentierräume, die ahnen lassen, dass das kleinteilige Wirtschaften eine Zukunft haben wird.
Und das Internet erweitert die Möglichkeiten. Freunde der sogenannten Open Source Ecology stellen etwa Bauanleitungen für Windräder und Landmaschinen ins Netz. Jeder kann sie nutzen, seinen Bedürfnissen anpassen und verbessern. Denn Do it yourself hat inzwischen nicht mehr nur mit physischer Aktivität zu tun. Analog und digital ergänzen sich. Selbermachen kann auch heißen: ein Programm zu schreiben, das der Fräse sagt, was sie zu tun hat.
Warum der Trend zum Selbermachen andauert
Ob Repair-Café oder Woman’s Night, ob Einkochen, Nähen oder Häkeln: Die Begeisterung dafür, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen, ist allgegenwärtig – und scheint immer weiter zu erstarken. Manchen mag dies wie eine weltabgewandte Retro-Sehnsucht erscheinen, wie ein Symptom des “Zeitalters der Nostalgie”, das Zygmunt Bauman, einer der angesehensten Philosophen und Soziologen der Nachkriegszeit, in seinem Werk “Retrotopia” diagnostiziert: Nicht mehr Utopia locke die Menschen heute, so Bauman, eine künftige, fortschrittliche Existenz voller neuer Möglichkeiten – sondern die gute alte Welt, in der es mehr Qualität gibt als Quantität, mehr sorgfältige Handarbeit als schnelle Fertigung.
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Eine Umfrage offenbart aber noch eine weitere Motivation der Selbermacher: Fast die Hälfte aller Handarbeiter werkeln deshalb so gern, weil sie Freunde, Partner, Kinder beschenken möchten – und zwar mit etwas, das originell ist und einzigartig. Wer heute also etwas selber macht, der will nicht nur sich selbst spüren, seine eigenen Hände, seine Kreativität. Oft sucht derjenige auch einen Weg, das Band zu anderen zu stärken. Aus do it yourself wird so do it for others.
Auch Benjamin Wroblewski, der Imker, genießt es, ab und zu ein Glas Honig zu verschenken – und seine drei Kinder an seiner Arbeit mit den Bienen teilhaben zu lassen. Sogar in den kalten Monaten, wenn die Bienen in Winterruhe ausharren, gehören die Tiere zum Alltag der Familie: Er streicht und bessert die Beuten aus, manchmal sind Notfütterungen erforderlich, oder er nutzt die Zeit für Fortbildungen. Und aus dem Wachs der Insekten zieht die Familie an kalten Wintertagen eigene Kerzen. “Dank der Bienen”, sagt Wroblewski, “finden wir das ganze Jahr über Möglichkeiten, der Hektik des Alltags zu entfliehen”.
Der Beitrag Vom großen Glück des Selbermachens ist zuerst erschienen auf anonymousnews.org – Nachrichten unzensiert und wurde geschrieben von Redaktion.

